Freitag, 28. Oktober 2016

Karpaten - 08-09/2016

Schon sehr lange spukte diese Tour in meinem Kopf umher. Vor knapp 2 Jahren wurde die Idee etwas konkreter. Die Vorgeschichte dazu hatte ich hier niedergeschrieben.
Danach war ja immer noch rund 1,5 Jahre Zeit, bis es endlich losgehen sollte.
Was war seit diesem ersten Plan passiert?

Nun zunächst hatte ich in der Tat das Motorrad gewechselt. Die alte 660er kam weg und eine noch etwas ältere 750er kam her. Da dieses "Schnäppchen" sich allerdings technisch als ziemlich runtergeritten heraus stellte, war eine ordentliche Überholung notwendig.
Somit hatte ich also mein Einsatzfahrzeug.
Aus unserer Vierergruppe wurde dann schließlich im Sommer endgültig eine Dreiergruppe, da Csibi ausstieg. Er hatte letztes Jahr einen Sohn bekommen und wollte seinen Urlaub dann doch lieber erst einmal der Familie widmen. Verständlich, da er zudem beruflich sehr häufig unterwegs ist.
So blieben Wolfi, Ronnie und ich übrig.
Da das Ferienhaus von Csibis Eltern nach dem Sommerurlaub schon winterfest gemacht wird, sollten wir dann schließlich auch von einer anderen Basis starten. Csibi war im Sommer (Familienurlaub) noch vor Ort am Balaton und machte uns dort am Nordufer eine Unterkunft klar, an der wir auch unser Gespann parken konnten.
Den Moppedanhänger liehen wir uns wieder bei MAV hier in Bielefeld. Mit diesem Anbieter hatten wir schon auf unserer Pyrenäentour 2013 sehr gute Erfahrungen gemacht. Top-Material zu einem fairen Preis (dieses Mal 190€).
Unser Zeitfenster war schließlich dann der 27.08.-07.09.2016, insgesamt 12 Tage, von denen dann schließlich 10 Fahrtage im Zielgebiet blieben.
Die grobe Strecke aus den ersten Planungen blieb, im Vorfeld plante ich dann aber wie immer noch etwas genauer. Von der Basis am Plattensee sollte es gen Norden in die Slowakei gehen, von dort durch die Ukraine nach Rumänien und dort dann im Bogen - immer dem Gebirge folgend - zurück.
Ob diese Strecken nun auch wirklich so gefahren werden, wird sich wie immer dann erst vor Ort heraus stellen. Da die Straßensituation in den Karpaten bisweilen "schwierig" sein sollte, plante ich meist nicht mehr als 300km am Tag. Zudem suchte ich auch immer Zielorte, die immer mehrere Unterkünfte boten. Hotels können ja nun auch mal ausgebucht oder einfach so schlecht sein, dass man dort nicht bleiben will.
Zudem besorgten wir uns natürlich noch diverse Karten, man will sich ja nicht nur aufs Navi verlassen, zudem sind spontane Umplanungen mit analoger Karten auch leichter.
Als "Kernkarte" wählte ich die Karte Rumänien/Moldawien von Freytag & Berndt im Maßstab 1:500000 aus. Diese Karte deckt nämlich auch den Karpatenteil der Ukraine mit ab und stellte sich als gute Wahl heraus, Wolfi besorgte dann eine Karte für Ungarn und Ronnie für die Slowakei.
Somit konnte es also los gehen!

Vor dem eigentlichen Bericht darf aber natürlich ein Link zum gesamten Fotoalbum nicht fehlen:



Freitag, der 26. August
Wolfi hatte an diesem Tag schon frei und kam dann schon im Laufe des Nachmittags bei mir an. So konnte wir ohne Hektik den Anhänger aus Bielefeld-Brake abholen und in aller Ruhe verladen. Levi brachte ich dann noch zu Jessica und verabschiedete mich von meinem kleinen Schatz.
Später kam dann auch noch Ronnie vorbei und wir konnten die letzte Maschine auf dem Anhänger verzurren.


Da wir sehr zeitig los wollten (Start war um 5 Uhr angesetzt, was wir auch einigermaßen einhielten) gingen wir auch früh zu Bett.

Samstag, der 27. August
Nach dem Weckerklingeln kamen wir alle einigermaßen aus den Kojen und machten uns fertig. Ich verabschiedet mich von Genia und wir machten uns auf den langen Weg nach Ungarn.
Kurz nach Kassel an der A7 war dann Zeit für ein Frühstück, ein Tankpause gab es dann zwischen Erlangen und Nürnberg und schließlich noch einen Stopp bei St. Pölten in Österreich.


Bei Györ in Ungarn verließen wir schließlich die Autobahn und fuhren die restlichen gut 80km über Landstraßen bis zum Basislager.
Auf dieser Strecke gab es dann überraschen viele Kurven, führte sie doch etwas durch Ungarns "Berge", immerhin ging es rund 300m weiter in die Höhe.
An unserem Hotel angekommen luden wir zunächst mal die Maschinen ab und stellten den Anhänger in eine Ecke des Grundstücks, wie der Besitzer es gerne hätte.


Dann bezogen wir unsere Zimmer, machten uns frisch (Ronnie direkt im See, Wolfi und ich dann unter der Dusche) und schauten uns die nähere Umgebung samt "Strandpromenade" etwas genauer an. Schließlich fanden wir ein kleines Restaurant an der Uferstraße, in dem wir einkehrten. Ich gönnte mir ein schönes Gulasch, welches sehr lecker war. Zudem dachten wir schon einmal kurz die Route des kommenden Tages durch.
Gute gesättigt und nach einigen Bierchen gingen wir erwartungsfroh zu Bett.

Die Tagestour (rund 1140km):


Sonntag, der 28.08.
In unserem "Turmzimmer" wachten wir alle mehr (Ronnie und ich) oder minder (Wolfi) gut erholt auf. Wir packten unsere Sachen zusammen und gingen erst einmal an einem kleinen Kiosk beim Hotel um die Ecke frühstücken. Nach der Stärkung verstauten wir das restliche Gepäck, checkten aus und machten uns auf den Weg in die Slowakei. Direkt nach wenigen Kilometern schickte mich mein neues Navi gleich einmal im Kreis, danach hatte es aber die Spur gefunden.
Unser Weg führte uns wieder in Teilen durch das ungarische Hügelland und war daher gar nicht mal so öde, wie vorher angenommen. Über kleine, verkehrsarme Nebenstraßen ging es recht zügig gen Norden und im hübschen Eszertgom passierten wir dann auf einer Donaubrücke die offene Grenze in die Slowakei und kamen dort in die Schwesterstadt Štúrovo.
Noch einer Weile in der Ebene ging es dann langsam in die Niedere Tatra, die uns schnell mit deutlich kurvigen Straßen und schönen Ausblicken verwöhnte. Damit hatten wir auch unseren Einstieg in die Karpaten erreicht.
Nun war es auch nicht  mehr weit bis zu unserem Tagesziel Brezno. Wir fuhren bis zum zentralen Marktplatz und sahen von dort direkt am anderen Ende ein Hotel. Dort schaute das Eincheck-Komitee (Wolfi und Ronnie) nach und schon hatten wir unser erstes Quartier gefunden.
Unsere Maschinen konnten wir hinten im Hof abstellen und einen Fahrstuhl gab es auch. Fein.
Auch wenn dieser wohl nicht so ganz den heimischen Schutzrichtlinien entsprechenden dürfte:


Also erst einmal etwas frisch machen, umziehen und dann raus zur örtlichen Gastronomie, es dürstete uns nach einem Ankommbier.


Also direkt mal in den ersten Biergarten auf dem Marktplatz, dort genossen wir einen halben Liter kühles Helles zum netten Preis von 1,20€.


Nach einiger Zeit gingen wir weiter und schauten uns erst einmal etwas im Ortskern um. Wieder wurde eingekehrt, schließlich eine leckere Pizza gegessen und zu guter letzt noch eine weitere Örtlichkeit aufgesucht.


Inzwischen war es recht spät geworden und wir gingen auch langsam zurück zum Hotel. Zudem hatten wir nun auch wohl alles hier im Dorf gesehen.


Während RonnieWolfi noch einen Absacker in der Hotelbar zu sich nahmen legte ich mich derweil schon ins Bett.

Die Tagesetappe (359 km):



Montag, der 29.08.
Nach dem Aufstehen und erstem Sachen sortieren gab es unten in der Bar einen Kaffee und wir gingen über den zentralen Platz zu einem Supermarkt, um uns etwas zu frühstücken zu besorgen.Das nahmen wir dann auf einer der zahlreichen Bänke in der Nähe ein.
Danach packten wir alles zusammen und machten uns wieder auf den Weg. An diesem Tag sollte es zur Hohen Tatra gehen und von dort immer nahe der polnischen Grenze weiter nach Osten. Unser Tagesziel war Snina, die letzte etwas größere Stadt vor der Grenze zur Ukraine.


Die Fahrt dorthin war natürlich schon kurviger und abwechslungsreicher als am Vortag, obwohl aber auch nicht so kurvig, wie man anhand eines groben Blickes auf die Karte erwarten würde.
Das liegt einfach auch daran, dass die Tatra ein Grenzgebirge ist und es über den Hauptkamm praktisch keine Straßen gibt. Zudem ist (insbesondere) die Hohe Tatra recht klein, so fuhren wir im Prinzip an deren Rand entlang. Immerhin war die Gegend landschaftlich durchaus nett.
Bei einer Pause merkte Wolfi irritiert an, dass ihn die Länderkennung SK an den Fahrzeugen sehr verwundert. Er dachte immer, dass Slowenien SL hat. Tja, wie recht er doch hatte.
Lachend klärten wir ihn auf, dass wir ja nun nicht in Slowenien, sondern in der Slowakei sind und die andere Kennung daher schon einen Sinn ergibt! :-D
Am späteren Nachmittag kamen wir dann in Snina an. Am Stadtrandbereich war es wie zu erwarten wenig schön (das war bei Brezno nicht anders), leider wurde es im Innenstadtbereich nicht wirklich schöner. Das Stadtbild ist schon sehr durch Plattenbauten geprägt.


Naja, immerhin fanden wir (nach einigen Wirrungen wo denn nun der Eingang ist) zentral ein gutes Hotel, direkt mit Restaurantanschluss und Übernachtung mit Frühstück.
Nach dem Zimmerbezug gab es dann Ankommbier im Biergarten des Hauses, hier war es sogar noch mal günstiger, der halbe Liter für 90ct.
Danach machten wir uns auf den Weg die nähere Umgebung zu erkunden. Es gab dann sogar sowas wie eine kleine Stadtresidenz oder so und eine Kirche, die nicht ganz so hässlich war.


Generell blieb die vermeintliche Schönheit der Stadt aber unseren Augen verborgen. Egal, Zimmer, Essen und Trinken gut und günstig und unsere Motorräder hatten sogar einen Stellplatz in der Garage. Wir waren ja auch nur auf Durchreise.

Die Tagestour (347 km):



Dienstag, der 30.08.
An diesem Tag sollten wir die Slowakei auch schon wieder verlassen. Unser 3-Länder-Tag stand an. Es ging in und durch die Ukraine bis nach Rumänien.
Die Ukraine. Wenn ich Vorfeld mit jemanden über die angedachte Tour sprach wurde bei dem Wort "Ukraine" fast immer nachgefragt: "Da wollt ihr hin? Da ist doch Krieg...!"
Ja, da wollten wir hin! Eigentlich eher durch. Und nein, wo wir her fahren ist eben kein Krieg.
Das umkämpfte Gebiet ist ganz im Osten, nahe der russischen Grenze. Die Ukraine ist ein ziemlich großes Land für europäische Verhältnisse. Von den ukrainischen Karpaten bis nach Donezk (am Rande des umkämpften Gebiets) sind es über 1000km. Daher gibt es auch keine Reisewarnungen oder sonst etwas für Regionen außerhalb von diesem Gebiet. Entsprechend gab es für uns auch keinen Grund, diesen Karpatenteil auszulassen.

Wir machten uns also nach dem Frühstück auf den Weg zur Grenze. Eine "richtige" Grenze. Als wir dort waren merkte man erst, dass man sowas eigentlich gar nicht mehr kennt. Und das ist auch gut so!
ich hätte das gerne fotografisch dokumentiert, aber das war natürlich leider verboten.
Wir stellten uns in eine kurze Schlange von Fahrzeugen, machten die Motoren aus und zogen unsere Jacken und Handschuhe aus und setzten die Helme ab. Nach einigen Minuten waren wir dann an der Reihe. Der erste Posten war offensichtlich vom Militär. Ein etwa 30-jähriger Soldat (voll bewaffnet) warf einen kurzen Blick in unsere Pässe und untersuchte dann die Fahrzeuge. Komplette Filzung: Koffer von den Trägern ab (meine zumindest, da sie seitlich öffnen) und geöffnet auf den Fußweg. Der gesamte Inhalt wurde recht genau angesehen, inklusive der Toilettentasche und der mitgeführten Medikamente. Dann das gleiche Spiel beim Tankrucksack. Unterstützung erhielt unser Überprüfer von einer Soldatin, die etwas englisch sprach. Beide waren soweit nett und freundlich. Während der Wartezeit konnte man natürlich auch die nähere Umgebung mal etwas ansehen. Ein richtiger Grenzzaun verlief hier beidseitig durch den Wald. an beiden Seiten einige Meter von Vegetation befreit und mit Beleuchtung und auch Kameras ausgestattet.
Schließlich wurden unsere Fahrzeugnummern (Fahrgestell) auf einen weißen Zettel notiert. Der kam in den Pass und wir konnten weiter. Konkret etwa 5m weiter, dort kam die nächste Station. Nun waren es wohl Grenzbeamte (andere Uniform). Hier wurde der Reisepass eingesammelt und im kleinen Häuschen anscheinend überprüft.
Danach ging es wieder zur Fahrgestellnummer, die erneut notiert und anschließend wohl auf dem weißen Zettel bestätigt wurde. OK, weiter ging es. Dieses Mal waren es wohl etwa 15m, hier mussten wir dann nacheinander in ein anderes Bürohäuschen, wo dann das Visum ausgestellt wurde.
Deutsche Namen wurden über eine kyrillische Tastatur hinter alten Röhrenmonitoren eingegeben. Da gab es mehrer Grenzbeamte, für uns war aber anscheinend nur einer zuständig. Slowakische und ukrainische Durchreisende wurden (deutlich schneller) an einer anderen Stelle bedient.
Unsere Adressen mussten wir mehrmals vorsprechen, diese wurden dann teilweise mit lateinischen Buchstaben einfach abgeschrieben oder (bei Wolfi) teilweise auch wohl ins Kyrillische übersetzt.
Dann ging es wieder raus zum Motorrad, nun war aber nur noch das Kennzeichen interessant.
Schließlich bekamen wir den ganzen Wisch zurück und konnten weiter. Also wohl fertig.... dachte ich. Direkt nach dieser Station ging es eine lange Linkskurve am Wald entlang. Gerade, als ich Gas geben wollte erblickte ich den nächsten Schlagbaum, nun wieder militärischem Ursprungs. Dem voll bewaffnetem Uniformierten gab ich meine Unterlagen, er wollte aber nur den weißen Zettel haben, der vorher mehrfach genau ausgefüllt wurde. Nachdem er diesen Zettel hatte, konnte ich direkt weiter. Insgesamt hat die ganze Prozedur wohl knapp eine Stunde gedauert.
Danach ging es nun endlich los in dieses uns bisher unbekannte Land.
Vor allem über Straßenverhältnisse hatte ich vorher teilweise abenteuerliche Sachen gehört. Hier, direkt hinter der Grenze, war eigentlich alles ganz OK.
Auf meiner Karte gibt es drei Arten von Straßen (also neben Autobahnen und sonstigen Schnellstraßen, die es hier alle nicht gab): rote, gelbe und weiße. Die roten Straßen sind wohl von der Wertigkeit mit unseren Bundesstraßen zu vergleichen. Auf so einer waren wir anfangs unterwegs.
In meinen Planungen hatte ich wohlweislich direkt auf die weißen Straßen verzichtet.
Wir fuhren durch zahlreiche Örtchen, die allesamt deutlich ärmlicher wirkten als alles vorher. Kleine Häuser in oft schlechtem Zustand, aber auch immer wieder welche, die topp in Schuss waren. Und überall trafen wir auf freudig begeisterte Kinder, wenn sie uns sahen. Alle winkten uns immer freundlich zu oder drehten mit dem rechten Handgelenk in der Luft, was soviel bedeutet wie "Gib mal Gas!". Machten wir natürlich....
Nach rund 50km Strecke bogen wir dann auf eine gelbe Straße ab, was bei uns wohl der Landstraße entsprechen sollte. Tja, da war es dann auch recht schnell vorbei mit Asphalt. Es war eh Zeit für eine Pinkelpause, also stoppten wir nach der Ortschaft an einem Waldrand.


Zunächst wussten wir nicht, ob der fehlende Asphalt nur eine vorübergehende Erscheinung oder der Dauerzustand dieser "Straße" war. Letzteres stellte sich als Realität heraus.
Nun, wenn auch ohne Asphalt, aber doch relativ eben, konnte man auch diese Piste mit unseren Maschinen recht gut befahren. Im weiteren Verlauf wurde es deutlich welliger mit tieferen Löchern, so dass wir schon teilweise recht langsam fahren mussten. Aber alles gut machbar, man musste halt aufpassen.
Schließlich kamen wir wieder an eine Straße der ersten Ordnung, wir fuhren aber gleich wieder ab auf eine weitere gelbe Strecke. Aber es war wieder Zeit für eine Pause nach dem Geschüttel zuletzt.
Hierbei bemerkte Ronnie dann auch, dass jeweils eine Schweißnaht einer Strebe seiner Kofferträger gerissen war. Wurde erst einmal mit Kabelbinder grob fixiert.


Zudem fing meine Maschine auch wieder an zu patschen und hin und wieder zu knallen. Also solche Phänomene, die sie vor der Vergaserüberholung an den Tag legte. Nur mit dem Unterschied, dass sie noch genauso gescheit fuhr wie die ersten Tage. Womöglich hatte sich irgendwo etwas losgerüttelt, so das Falschluft gezogen wurde, wer weiß. Naja, mal weiter beobachten.
Bei den anderen Verkehrsteilnehmer fiel auf, dass es hier kaum eine "Mittelschicht" (so nenn ich das mal) gibt. Es fahren entweder alte Wagen aus der (pre-)sowjetischen Ära herum oder aber ziemlich neue, fette, westliche Luxuskarren. So der typische Golf o.ä. sieht man fast gar nicht.
Weiter ging unsere Fahrt mal wieder über bessere Straßen, bis wir auf einem Pass am Rande eines Naturparks (sowas in der Art zumindest) einen weiteren Stopp einlegten.
Hier oben wurde gerade gebaut, u.a. an einem kleinen Häuschen und die Kapelle wurde auch neu aufgebaut. Generell sind viele der kleinen Kirchen und Kapellen hübsch aufgearbeitet, meist mit leuchten blauen oder silbern schimmernden Dächern. Leider haben wir versäumt, davon mehr Fotos zu machen.



Während dieser Pause schaute ich dann zur Übersicht mal in meinem Karte, wo wir genau sind und wo der anvisierte Grenzübertritt sein sollte. Als ich mich eingenordet hatte, fiel mir an der Grenze allerdings etwas auf: Das Symbol dort war ein anderes.
Ein kurzer Blick in die Legende erklärte: Keine internationale Grenze! Argh....
Sowas war bei der Planung für das Navi mit Onlinekarten natürlich nicht zu sehen. Generell gab es auch weiter östlich keine internationale Grenze mehr, alles Übergänge für Anliegerstaaten.
Sowas hatten wir schon einmal, als wir auf der Kroatientour von Slowenien über eine kleine Straße in den Bergen nach Kroatien wollten. Dort wurden wir mit gleicher Begründung abgewiesen, nur für Anliegerstaaten. Damals war eine "richtige" Grenze allerdings nur rund 10km entfernt. Hier geht es um ganz andere Entfernungen!
Also schnell mal umplanen, denn die nächste mögliche Grenze für uns liegt rund 65km Luftlinie weiter westlich. Von dem Standpunkt aus war die Entfernung allerdings kaum weiter als zur ursprünglichen angepeilten Station, daher war die Planänderung jetzt noch unproblematisch. Hätten wir den Umstand erst an der Grenze erfahren, wären das etwa 110km Extrastrecke gewesen.


Der Weg zum geänderten Ziel war topografisch allerdings dann öder als die eigentlich Route, da wir das Gebirge östlich verließen und viel durch öden Flachland fahren mussten. Die letzten gut 10km bis zur Grenze gab es dann noch einmal ein richtiges "Schmankerl" an Straße. Eigentlich eine gute Piste, änderte diese ihre Beschaffenheit aber dann von einem Meter zum nächsten, von leidig gutem Asphalt zu Granatenaufschlaggebiet. Während wir über dem guten Geläuf fuhren, konnten wir in einiger Entfernung Fahrzeuge im Slalom sehen, darunter auch große Militärlastwagen, die ja eigentlich nicht sonderlich zimperlich sind, was die Qualität der Straße angeht. Dieser Anblick verwunderte uns zunächst, später dann nicht mehr.
Irgendwann kamen wir dann zu diesem Bruch und wussten auch sofort, warum ab hier so gefahren wurde! Teilweise abenteuerlich tiefe Löcher gab es ab hier im Geläuf, keinen Schimmer wie so etwas passieren kann. Leider habe ich auch hiervon keine Fotos gemacht, daher hier mal ersatzweise Screenshots von Google StreetView. Die beiden Straßenbilder stammen von der gleichen Position, nur die Blickrichtung ist geändert. Und was man dort sieht ist bei weitem noch nicht ein besonders übles Stück. Das war schon wirklich etwas abenteuerlich, allen Löchern konnte man kaum ausweichen...


An der Grenze kam dann die Ausreise, die deutlich weniger aufwendig war als die Einreise. Gefilzt wurden wir nun auch nicht mehr. In der Wartezeit bemerkte Ronnie dann jeweils zwei weitere gerissene Streben. Also noch jeweils zwei heile Halterungen von vier.
Bei der Einreise in Rumänien wollte einer der Grenzer wissen, wo wir denn hin wollten. Ich erklärte ihm die grobe Route unserer Tour und zeigte sie ihm auch gleich auf einigen ausgedruckten Karten. Er war ganz begeistert, das sähe alles total toll aus und wünschte uns viel Spaß.
Direkt hinter der Grenze erwartete uns Sahneasphalt. Einige Kilometer weiter waren meine beiden Mitfahrer dann plötzlich aus meinem Rückspiegel verschwunden. Erst wartete ich einige Minuten, dann wendete ich und fuhr zurück.
Während ich mit Überholen beschäftigt war, hat Ronnie eine kleine Autowerkstatt gefunden und hat direkt angehalten. Als ich dort eintraf war er schon beim Abbauen der Koffer, er konnte hier seine Träger schweißen. Der Chef von dem Laden sprach sehr gut deutsch, hatte er doch längere Zeit in Deutschland gelebt. Er stellte ihm gerne sein Werkzeug zur Verfügung.


Eine knappe Stunde später war alles fertig, inzwischen hatten wir auch noch einen Tipp für ein nahes Hotel bekommen. Wir bedankten uns für den netten (und kostenlosen!) Service und fuhren die restlichen 10km bis zu unserer nächsten Bleibe, dem Motel Dan.
Nun waren wir dort, wo wir eigentlich so gar nicht sein wollten, aber so läuft eine Tour halt ab und zu. Das Hotel stellte sich schnell als gute Wahl heraus: Schönes Zimmer mit Frühstück, dazu ein Restaurant und ein Pool im Garten!
Also schnell das Zimmer beziehen und dann rein in die Badehose und zur Erfrischung auf dem Weg zum Pool noch schnell ein Ankommbier geholt!



Danach machten wir es uns auf der Terrasse bequem, tranken einige Bierchen und später gab es dann ein leckeres Essen. Dabei wurde etwas in der Karte geschaut, wie wir am nächsten Tag weiter fahren, da der ursprüngliche Plan etwas durcheinander gebracht wurde.
So hatten wir langsam das Ende eines doch recht anstrengenden Tages erreicht.

Die Tagesroute (320 km):



Mittwoch, der 31.08.
Wir starteten mit einem Frühstück im Hotel in den Tag und packten danach recht flott zusammen. Wir waren ja nun nicht dort, wo wir eigentlich sein wollten, hatten also noch etwas Strecke aufzuholen. Da wir hier das Gebirge verlassen hatten, wollten wir natürlich möglichst direkt wieder zurück in die Karpaten. Dieser Weg sollte uns dann nach einer kürzeren Inlandspassage wieder zum ukrainischen Grenzgebiet bringen. Diese Grenze bildet über diverse Kilometer der Fluss Theiß, auf beiden Seiten davon gut ausgebaute Straßen, nur halt keine Grenze. Schließlich kamen wir nach gut 80km dann nach Sighetu Marmației, der am Vortag angepeilten Grenzstadt. Ab hier waren wir wieder auf unserer eigentlichen Route. Den ersten Teil des Tages waren wir in der historischen Region Maramuresch unterwegs. Diese Region sind wie bei uns die Bundesländer aufgeteilt, haben allerdings, wie z.B. in Frankreich auch, keine politische Bedeutung.

Bisher waren wir ganz gut voran gekommen und da meine ursprünglichen Tagestouren mit meist nicht mehr als 300km nicht übermäßig lang waren, sollten wir sicher unseren "Rückstand" etwas verringern. Wir folgten der Route weiter in die Berge, meist durch diversen Tälern. So dauerte es doch schon etwas, bis es auch mal deutlich in die Höhe ging. Auf dem Weg passierten wir diverse Dörfer, die allesamt aus einer Aneinanderreihung von Häusern an der Hauptstraße bestanden. Keine Ortskerne, die irgendwie gewachsen erschienen, keine "Kirche im Dorf", kein zentraler Platz oder sonst was. Man kam einfach irgendwann an einer Reihe Häuser vorbei, ab da war dann ein Schild mit Ortsnamen und Tempo 50. Die Häuser waren meist durch ein mehrere Meter breiter Grasstreifen und Graben von der Straße getrennt. Also räumlich eher großzügig. So fuhr man teilweise 2km an kleinen Häusern vorbei und dann war der Ort auch wieder vorbei. Hin und wieder waren Menschen an der Straße unterwegs, fast immer standen Nutztiere am Straßenrand und weideten. Immer wenn Kinder unterwegs waren winkten sie ganz aufgeregt und machten das "Gas-Teichen".
Der rumänische Fahrzeugpark sieht dem unseren schon wieder deutlich ähnlicher als in der Ukraine. Die Autos hier auf den Straßen sind kaum anders als in der Slowakei oder Ungarn, höchstens etwas häufiger durch alte Skodas aus der Vor-VW-Zeit ergänzt.
Einmal war darunter auch wohl eine Roma-Ortschaft. Viele Häuser waren weiter weg von der Straße und hatten kleine Höfe. Für so wenige Häuser waren unglaublich viele Menschen draußen, 3/4 davon wohl Kinder, die in großer Anzahl Richtung Straße liefen, als wir vorbei fuhren.
Kurzum: Es wirkte alles recht ärmlich und trostlos. Man fragte sich eigentlich ständig, wovon die Menschen hier leben und es blieb eigentlich nur die Landwirtschaft übrig. Das gängige Arbeitsgerät ist dabei der Pferdekarren, nur selten sind (dann sehr alte) Traktoren unterwegs.
Irgendwann wurde die Straße zunehmend kurviger und wir sollten zu unserem ersten richtige Pass kommen, dem Pasul Prislop. Mit 1416m noch nicht wirklich Hochgebirge, aber da die Karpaten auch hier noch überwiegend entlang der Grenzlinie verläuft, gibt es keine Straßen über den Hauptkamm.
Zudem waren wir nun in der historischen Region Bukowina angekommen.



Nach der Pause ging es dann wieder weiter, nun blieben wir im deutlich bergigeren Gebieten. Häufig führte die Straße an kleinen Bächen oder etwas größeren Flüssen entlang. Immer öfters sahen wir auch Hunde, die entweder einfach weit von ihrem Heim entfernt unterwegs sind oder teilweise wieder etwas verwildert sind. Fast bei jedem Halt sieht man hier irgendwo einen oder mehrere Hunde, oft anfangs recht scheu (die werden wohl oft nicht sonderlich nett behandelt).
Einen weiteren Stopp machten wir dann an der Bistritz, direkt an einer Hängebrücke über den Fluss.



Solche Brücken sind über lange Strecken oft die einzigen Querungsmöglichkeiten, zudem auch nur Fußgängern vorbehalten. Diese Konstruktion mussten wir natürlich auch ausprobieren um einen Blick auf die andere Uferseite zu werfen. Es werden einfach im Abstand von knapp 2m zwei Stahlseile über den Fluss gespannt und diese mit Holzlatten samt Geländeranbau verbunden. Also durchaus stabil, wenngleich etwas wackelig. Und so manche Holzlatte hat auch nur noch fragwürdige Festigkeit, also ist hin und wieder ein größerer Schritt ratsam.







Nach wie vor kamen wir gut voran, so dass wir am späten Nachmittag dann auch wirklich die noch fehlenden 80km aufgeholt hatten und am ursprünglich angepeilten Tagesziel am Lacul Bicaz ankamen. Das kleine Bukowina hatten wir inzwischen schon wieder verlassen und nun befanden wir uns in der Westmoldau.
Auffällig während der ganzen Fahrt waren die zahlreichen Straßenverkäufern, überwiegend von Feldgemüse wie Zwiebeln oder Kartoffeln, die überall herum standen. Teilweise weit abseits von Ortschaften an kleinen Nebenstraßen,
Hier gab es einige Kilometer vor der gleichnamigen Stadt einen großen See, an dessen Ufer unweit der Staumauer ein Hotel (mit schwimmendem Teil) und auch einige Campinghütten zu finden waren. Wir wollten ganz gerne auf das Boot, dort waren die Zimmer allerdings nicht mehr verfügbar. Also blieb ein Zimmer im Haus am Ufer.


Wolfi und Ronnie wechselten die Moppedsachen schnell mit der Badehose und sprangen dann direkt man in den See. Derweil duschte ich in Ruhe und setzte mich dann in die Außengastronomie, direkt oberhalb des Ufers. Ankommbier und schöne Aussicht.
Das Wetter war auch an diesem Tage (wie fast die ganze Reise über) wieder klasse: Sonnenschein und angenehme Temperaturen so um die 23°C.


Die anderen beiden gesellten sich dann später zu mir und so nahmen wir noch einige Kaltgetränke zu uns. Wir kamen mit jemanden aus Österreich ins Gespräch, der mit seinem Wohnmobil unterwegs war und hier ebenfalls übernachtete. Er hat bis vor etwa 20 Jahren hier in Rumänien gelebt, ist aber eigentlich Ungar. Wir haben nett über alles mögliche geplaudert. Die Reise, das Land, seine Flucht.
Er half uns bei der Übersetzung der Speisekarte und erklärte Vieles. Wir entschieden uns für Micis, die uns als eine Art Ćevapčići erklärt wurden und mit mildem Senf serviert werden. Ganz schön lecker die kleinen "Würstchen"! Ein schöner Tagesabschluss, immerhin lies er sich dafür später als unser Gast zu den Getränken einladen.

Die Tagesstrecke (373 km):



Donnerstag, der 01.09.
Nach dem Aufstehen nahmen wir erst einmal unser Frühstück ein. Erst saßen wir draußen, dort war es dann aber doch noch etwas zu frisch, so gingen wir rein und waren allein in einem Speisesaal mit einem ziemlich lauten Fernseher.
Danach packten wir zusammen und machten uns wieder auf den Weg. Er sollte uns im Zickzackkurs gen Süden und nun auch nach Transsilvanien (Siebenbürgen) bringen.


Nicht weit hinter Bicaz kam dann recht schnell eins der optischen Highlight der Karpaten, die Cheile Bicazului (Bicaz-Schlucht). Die Strecke verengte sich zunehmend und schließlich blieb nur ein schmaler Spalt für die Straße neben dem Bach und senkrechte Wände, die steil empor ragten. Man fühlte sich optisch schlagartig in die südlichen französischen Alpen versetzt.
Leider war so ziemlich jede Parkmöglichkeit innerhalb der Schlucht von fliegenden Händler besetzt, die teilweise sogar bei unserer Durchfahrt auf die Straße liefen. Daher hatten wir auch nicht wirklich Lust, irgendwo eine freie Stelle zu finden. Erst am Ende der Klamm fanden wir einen tauglichen Seitenstreifen ohne Verkaufsangenbote.



Weiter ging es von dort direkt in die Höhe, es begann eine etwa 30km lange Auffahrt zum Pasul Pângărați. Direkt am Anfang mit einigen Serpentinen, danach gleichmäßig am Lacul Roșu vorbei und schließlich wieder in engeren Windungen bis auf 1256m Höhe.
Nach dem Pass ging es runter in eine Ebene, der wir eine Zeit lang folgten. Schließlich machten wir an einem Kloster (Mănăstirii "Adormirea Maicii Domnului") eine Pause und nutzen die Zeit gleich zu einer kleinen Besichtigung. Die Anlage wurde und wird weiter renoviert und befindet sich samt Garten in einem sehr guten Zustand.



Danach ging es langsam wieder mehr in die Höhe, es ging über den Pasul Ghimeș (1153m), dann schloss sich eine Abfahrt an und etwas weiter unten fuhren wir in einem kleinen Dorf an einem Laden samt Bar vorbei. Hier war der richtige Zeitpunkt für die nächste Pause.
Eine kleine Stärkung und dazu eine Kaffee, danach konnte es weiter gehen.


Recht schnell standen wir allerdings wieder, nun vor einer Bahnschranke.
Immerhin gab es hier eine, sehr viele Bahnübergänge haben nur ein Andreaskreuz, vielleicht noch ein Blinklicht. Wenn es hier in der Provinz eine Schranke gibt, wird die immer manuell bedient.
Auch die Straßenverkäufer änderten hier ihr Angebot. Statt wie in den etwas flacheren Gebieten Gemüse wurden nun immer mehr Pilze angeboten, teilweise wirklich große Teile in stattlicher Anzahl. Für meinen amateurhaften Blick schien es sich meistens um Steinpilze zu handeln,


Danach fuhren wir eine ganze Zeit parallel zur Bahn, allerdings ohne weiteren Übergang. Solch eine Art von Zug, bestehend aus einer Lok und zwei Waggons, ist bei uns ja nahezu ausgestorben und komplett durch Triebzüge ersetzt.
Wir folgten auch hier im Gebirge meist Flusstälern und entsprechend waren die Strecken auch nur bedingt kurvig und attraktiv. Schließlich kamen wir wieder in eine Ebene und von hier aus war es nun nicht mehr weit bis Brașov (dt. Kronstadt). Bevor wir aber der größte Stadt der Umgebung zu nah kamen, bogen wir wieder Richtung Osten ab und erreichten bald unser Tagesziel Întorsura Buzăului.

Die Quartierssuche stellte sich zunächst als etwas schwieriger heraus, als ich angenommen hatte. Zwei Hotels an der Hauptstraße gab es nicht mehr, so stoppten wir irgendwann und fragten unsere Navis. Zudem hatte Wolfi ein Schild zu einer Pension gesehen, so drehte er direkt um und fuhr wieder los. Ich instruierte noch schnell meinen Navigator und dann fuhren wir auch. Auf dem Rückweg sahen Ronnie und ich dieses Schild auch und folgten der Abbiegung bis zum Ziel, der Pensiunea Roxana.
Nur Wolfi war gar nicht hier. Also fuhr ich zurück zur Hauptstraße und folgte dieser noch weiter zurück. Am Ortsausgang stand er dann am Straßenrand, dieses Mal hatte er das Schild übersehen.
Als wir zurück kamen hatte Ronnie schon nach einem Zimmer gefragt und nach kurzer Begutachtung des Komitees sagten wir zu.
Ein ganzes Appartement mit zwei Schlafzimmern sollte wir unser Eigen nennen.
Nachdem wir uns in den Zimmern verteilt hatten machten wir uns frisch und danach wieder auf den Weg ins Zentrum, wo es einen Supermarkt und auch Restaurants gibt.


Hinter einem Haus fanden wir dann auch ein nettes Lokal in einer Art Hof, alles neu aufgebaut und abseits des Straßenlärms. Wir genossen ein gutes Essen und danach gingen wir noch in den nahen Supermarkt um uns noch etwas Wein für den abendlichen Ausklang zu besorgen. Zudem kauften wir auch gleich Frühstück für den nächsten Tag ein. Wir saßen draußen vor der Pension an einer Sitzgruppe, bis es uns schließlich zu frisch wurde.


Die Tagesroute (378 km):



Freitag, der 02.09.
Nach eine entspannten Nacht packten wir morgens schon etwas zusammen und frühstückten dann auf der Terrasse. Eine der Hausdamen machte uns dazu noch frischen Kaffee. Danach packten wir alles auf unsere Maschinen und machten uns wieder auf den Weg.


Obwohl das Tagesziel Bran nicht sonderlich weit entfernt liegt, führte uns der Weg zunächst in die andere Richtung, weiter gen Südosten. Je weiter wir kamen, desto mehr verloren wir an Höhe, schließlich machten wir eine Schleife zurück gen Westen in einer Talebene.


Nach einiger Zeit ging es dann auch wieder in die Höhe und das Asphaltband wurden wieder kurviger. Obwohl wir hier auf ziemlichen Nebenstraßen unterwegs waren, gab es hier kaum noch die schlimmen Buckelpisten der ersten Tage in Rumänien.


Es ging weiter in die Höhe, die schließlich nach einigen Serpentinen mit dem Pasul Bratocea (1263m) seinen Höhepunkt fand. Schließlich ging es wieder runter bis in die Nähe von Brașov. Noch vor der Stadt bogen wir Richtung Süden ab und schlängelten uns dann noch über einen Bergrücken in das nächste Tal, welches uns nach Bran führte. In den letzten Tälern war allerdings schon recht viel Verkehr auf diesen Hauptstrecken.
In Bran selber wurden wir schon vom Ortseingang an durch viele Hotels empfangen und im Zentrum nahe der Törzburg kam der ganze Verkehr dann zum Erliegen. Also schnell durch eine Nebenstraße raus aus dem Gewühl und nur einige hundert Meter weiter nahe des kleinen Flusses Turcul fanden wir die Pensiunea Katharina. Kurz nachgefragt und angesehen, schon hatten wir unser Quartier gefunden! Ganz nebenbei sprach der Besitzer auch noch perfekt deutsch.
Wir machten uns frisch und gingen dann zu Fuß zurück zum "Draculaschloss". Das hat seinen Namen allerdings in erster Linie wegen des Aussehens (im Vergleich zu Roman) und nicht aus irgendwelche historischen Gründen.


Unten am Schloss ist entsprechend ein ziemlicher Jahrmarkt, lustiger weise fehlten falsche Vampirzähne. Leider war der Zugang zum Schloss auch schon geschlossen, um 18 Uhr war Einlassende. Da man abseits vom Blick über den Zaun nur wenig vom Schloss sehen konnte und der ganzen Tand und Trödel uns weniger interessierten, gingen wir der Hauptstraße entlang etwas um die Burg herum.
An einer kleinen Brücke über den Fluss konnten wir auf einen Sportplatz , der eine etwas besser Sicht ermöglichte. Zudem war oberhalb des Waldes gegenüber der Burg auf einem Felsen ein silbernen Kreuz (jaja, so wegen Vampire bestimmt!) aufgestellt. Ronnie und ich suchten uns einen Weg des steilen Berg hoch und fanden ihn schließlich auch.
Das Kreuz war dann doch "nur" aus Edelstahl., aber von der Stelle hatten wir einen großartigen Blick zur Burg und auch in die Ferne!



Schließlich verließen wir unseren tollen Ausblick wieder, unten wartete Wolfi schon etwas länger auf uns. Wir gingen langsam bei der untergehenden Sonne zurück zur Hotel, inzwischen war der Trubel am Fuße der Burg auch etwas abgeebbt.
Am Hotel angekommen bestellten wir nun die beim Einchecken angebotene Grillplatte und dazu gab es mal wieder einige leckere Bierchen.



Es schmeckte großartig und so gingen wir später zufrieden aufs Zimmer und schließlich nach einem weiteren Bier auf dem Balkon ins Bett.

Die Tagestour (310 km):



Samstag, der 03.09.
Nach dem Aufstehen gab es ein prima Frühstück in Buffetform und danach packten wir unseren Sachen, verabschiedeten uns vom netten Herbergsvater und machten uns wieder auf den Weg,
In den nächsten beiden Tagen sollten unsere beiden Königsetappen mit den beiden (mit Abstand!) höchsten Pässen der Karpaten folgen.
Zunächst folgten wir aber der recht viel befahrenen Hauptstraße 73 durch das Flusstal des Turcul, bis es schließlich über den Pasul Bran (etwa 1260m) ging. Wieder weiter unten machten wir am Mausoleul Mateiaș unsere erste Pause.


Weiter südlich ging es dann in die Walachei, von hier quer gen Westen bis ins nächste Tal, welches uns dann Richtung Norden direkt auf die berühmte Transfăgărășan bringen sollte. Ähnlich bekannt wie die größten Alpenpässe wie z.B. das Stilfserjoch herrscht auf dieser Straße dann auch vergleichbar viel Verkehr. Allerdings deutlich mehr Autos als Motorräder, die hier ganz generell deutlich seltener anzutreffen sind.


Aber die Motorraddichte war hier natürlich mit Abstand am höchsten, aber kein Vergleich zu den großen Alpenpässen. Generell ist dieser Pass auch so schon etwas ungewöhnlich, er verläuft auf der südlichen Seite nämlich recht gleichmäßig, also kein enges Serpentinengewusel oder steile, enge Rampen. Daher ist er wohl auch bei Autofahrern recht beliebt.
Von weitem betrachtet macht die Straße auch einen hervorragenden Eindruck, direkt darauf fahren für Motorräder etwas weniger. Der Grund ist hauptsächlich zahlreiche Längsrillen im Asphalt. gerade mit den schmalen Enduroreifen merkt man die schon recht deutlich. Kein Problem, aber könnte halt schon schöner sein.


Oben am Pass angekommen (der schließt sich direkt einem kleinen Tunnel an) erwartet einem dann eine beeindruckende Passkirmes. Zahlreiche Buden und weiteren Verkaufsstände, alle Parkplätze belegt, zahlreiche Menschen. So einen Menschenauflauf hatte ich bisher an noch keinem Alpenpass erlebt. Liegt allerdings auch an dem verfügbaren Platz hier oben, die Passhöhe ist nicht nur ein schmaler Übergang, sondern fast eine mehrer hundert Meter lange Ebene.
Den sonst an solche Stellen übliche Halt ließen wir daher direkt ausfallen und fuhren durch.
Erst etwas später machten wir einen Stopp, an einer der Stellen, wo es eine grandiose Aussicht auf die Abfahrt gibt. Spektakulär windet sich das Apshaltband langsam hinunter.


Der Ausblick zeigt eine weitere Ebene, an dessen Ende sich dann die Straße wieder enger am Berg und steiler hinunter windet. Diese Seite ist generell schon etwas "passiger", wenn ich es mal so nennen will.


Wir schlängelten uns also weiter bis ins Tal zurück nach Siebenbürgen, hier waren wir nun schnell wieder im Flachland angekommen. Es ging bei nächster Gelegenheit westlich und möglichst schnell mit der nächsten Bergstraße, der Olt folgend, wieder rein in die Karpaten.

Diese war weniger spannend als erhofft und zudem auch viel befahren, war es schließlich die Hauptverbindung zwischen Sibiu (Hermannstadt) in Transsilvanien und der Hauptstadt Bukarest. so waren wir froh, diese Straße schließlich wieder zu verlassen. Die Straße mit der Bezeichnung 7A führte wieder westlich, war kleiner und auch kurviger und schlängelte sich schon durch ein Tal.
Wir hatten nun genug Strecke gemacht und wollten uns nun abseits der Hauptstraße ein Quartier suchen. Direkt im ersten Ort gab es einige Unterkünfte, leider waren alle belegt.
Alles wegen einer Hochzeit ausgebucht. Wir folgten der Straße und hielten noch einige Male an Pensionen an, immer war alles voll. Die letzte Hoffnung war schließlich das Dorf Mălaia, hier zeigte das Navi noch zwei Pensionen an, dann kam erst mal länger nichts mehr.
Wir hielten an der ersten Adresse und unser Komitee fragte nach. Vom Hof konnte ich nur sehen, dass Wolfi, Ronnie und eine weitere Person das Grundstück verließen, um wohl zu einem Nachbarhaus zu gehen. Wie sich heraus stellte, war auch dieses Haus belegt, aber ein Nachbar vermietet auch private Zimmer, dort konnten wir bleiben. Wir bekamen die ganze obere ganze Etage und konnten sogar unten die Küche nutzen, eine prima Bleibe hatten wir gefunden!
Bei der Nachfrage wegen Abendessen wurde uns erst ein Restaurant im Ort genannt, später wurde uns aber ein besuch beim Dorffest angeboten, dort könne man auch etwas essen. Der Hausherr würde uns sogar hinfahren und später mit zurück nehmen, sagte uns die Tochter Malina hilfsbereit, die zudem auch recht brauchbar englisch sprach. Bei ihrem Vater beschränkte sich das auf einen überschaubaren Wortschatz, die machte er aber mit seiner Offenherzigkeit und Gestik wieder wett! Zunächst fuhren wir allerdings noch kurz zu einem kleinen Laden, um uns unser Ankommbier und Frühstück für den nächsten Morgen zu besorgen.


Nachdem wir uns also frisch gemacht hatten stiegen wir alle in seinen Wagen und fuhren die rund 2km bis zum örtlichen Sportplatz, auf dem das Fest stattfand.
Wir gingen direkt zu den zahlreichen Tischen an der "Essenstraße" und setzten uns. Unser Gastgeber kam kurz darauf mit einer Frau zurück, die dort arbeitet und zudem auch gut englisch sprach. Bei der Auswahl entschieden wir uns für Micis mit Senf, die hatten wir ja schon zwei Tage vorher am See gegessen. Dazu gab es wieder einige leckere Bierchen.


Generell hatten wir in Rumänien diverse Biere angetestet, allesamt waren sehr lecker!
Immer wieder kamen Leute vorbei und begrüßten unseren Gastgeber und auch uns, jeder erfuhr natürlich sofort von den auswärtigen Gästen auf dem Dorffest.


Nach der Stärkung schauten wir uns natürlich auch noch etwas um. Es gab diverse Essensstände, fast bei allen stand ein Grill im Mittelpunkt. Alles unter Pavillons, so fertige Fressbuden, wie bei uns auf so Stadtfesten üblich, suchte man zum Glück vergebens.



Langsam füllte sich auch der Bereich vor der Bühne langsam, wohl weil kurz darauf anscheinend der Stargast des Abends die Bühne betrat und einige Songs zum Besten gab. Das war schon nette Folklore, zumal die Musik so ganz anders klingt als die unseren Ohren vertrauten Töne.


Zurück an unserem Ausgangspunkt trafen dort auch die Tochter Malina und einige Freundinnen ein. Eine davon lernt auch deutsch in der Schule, sie war aber dann doch zu schüchtern, uns ihr Können vorzuführen. So mit Familienanschluss schlenderten wir noch einmal über den Platz, ließen uns diverse Sachen/Spezialitäten erklären, wurden wieder zahlreich begrüßt. Darunter war auch so kleine Fleischhäppchen, die direkt von der Haut unterhalb des Fells geschnitten und dann gegrillt wird. Nun, zum Glück waren wir schon satt.


Eine dieser Spezialitäten ist ein locker-luftiges, süßes Brot, mit einem davon bedankten wir uns noch bei der netten Dame mit dem Essen. Es gab hier auch einen Dosen-Werfen-Stand, sowas hatte ich auch schon ewig nicht mehr gesehen.


Haben wir natürlich sofort ausprobiert, gewonnen haben wir aber nix. Keiner von uns, eine schlechte Vorstellung. Sind wohl etwas aus der Übung.


Außerdem gab es auch diverse Stände mit lokaler Handwerkskunst, darunter lustige, runde Hüte. Auch eindeutig Folklore, gehört zu heimischen Trachten (die auch hier nur noch selten getragen werden). Wir tranken noch einige Bierchen und schauten uns alles an, schließlich wurde es langsam aber sicher dunkel. Unser Gastgeber wollte heim, um seine Frau abzuholen, das war der richtige Zeitpunkt zur Verabschiedung am Festplatz.


Wieder zurück am Haus setzten wir uns noch etwas in die Gartenlaube und tranken noch ein Bierchen, schließlich gingen wir alle zufrieden ins Bett. Was für ein netter Abend!


Die Tagestour (320 km):



Sonntag, der 04.09.
Heute stand die zweite "Königsetappe" auf dem Programm, unter anderem mit der Transalpina, dem höchsten Pass in den gesamten Karpaten.
Zunächst aber stand natürlich das Frühstück auf dem Programm. Da wir wieder tolles Wetter hatten, nahmen wir dieses auf der Terrasse direkt vor unserer Küche ein, eingekauft hatten wir ja schon am Vortag.


Danach packten wir alles zusammen und verabschiedeten uns herzlich von der ganzen Familie, dabei gab es auch die eine oder andere Umarmung. Alle zusammen winkten bei der Abfahrt noch hinter uns her. Unser Quartier hier in Malaia war definitiv ein Highlight der Tour!
Die Fahrt führte uns längere Zeit weiter durch das Tal. Die Straße war in gutem Zustand, schön abwechslungsreich und kurvig und führte uns zudem an den wunderschön gelegenen Lacul Vidra vorbei.

Schließlich kamen wir nach knapp 60km Strecke schließlich zur Abzweigung zur Transalpina. Das Problem dabei: Wir hatten bisher kein Tankstelle auf dem Weg. Also schauten wir mal im Navi nach, wo denn wohl so die nächsten Tankmöglichkeiten sind. Die lagen etwa 35km entfernt, in die falsche Richtung. Über den angepeilten Pass war die nächste Tankmöglichkeit etwa 65km entfernt.
Wolfis Anzeige der Restreichweite wies 55km aus. Wir überlegten kurz, was wir nun tun.
Die Transalpina wollte wir schon ganz gerne fahren, die Entscheidung für diese Route war aber dann auch deshalb einfach, weil die nächste Alternative wieder eine der Hauptstraßen durch die berge wäre. Die Restreichweite würde eh immer etwas springen und Wolfi wollte dann halt weniger angasen und im hohen Gang den Pass hoch (sein 1200er V4 hat da ja nun genug Druck).
Außerdem haben Ronnie und ich große Tanks (meine Dicke immerhin 26l) und geringeren Verbrauch,zudem hatte ich ja auch meinen (leeren) Reservekanister dabei. Also los...!


Was soll ich sagen? Die Transalpina machte uns deutlich mehr Spaß als die Transfăgărășan!
Der Asphalt war nagelneu und daher natürlich ein Gedicht und zudem war die Verkehrsdichte weitaus niedriger. Schöne Ausblicke unterwegs gab es auch hier, allerdings waren diese nicht so Spektakulär wie beim berühmten "Nachbarn". Oben angekommen gab es wieder die zu erwarteten Verkaufsbuden, aber halt alles deutlich geräumiger.


Am Parkplatz vermissten wir dann Ronnie. Wolfi schlenderte erst einmal los über diesen "Markt". Nach einigen Minuten war die KTM aber immer noch nicht da. War er überhaupt vom letzten Stopp nur gut 1km vorher losgefahren? Ich hatte nicht darauf geachtet.
Also fuhr ich zurück, aber auch dort war kein Ronnie.
Ich fuhr also zurück zum Parklatz und sammelte Wolfi wieder ein, der hatte mir gerade einen Kühlschrankmagneten als kleines Souvenir gekauft. Wir setzten uns auf die Maschinen und fuhren weiter. Es ging etwas hinunter und dann direkt wieder hoch zu einem weiteren Übergang. Das ganze wiederholte sich dann noch einmal. Es gab quasi drei Passhöhen auf dieser Straße mit recht ähnlichen Höhen, das Maximum erreichten wir beim Pasul Urdele mit 2145m.
Von nun an ging es wieder kontinuierlich runter Richtung Tal, einige hundert Meter weiter unten stand Ronnie dann plötzlich am Straßenrand. Ich hielt an und erkundigte mich, Wolfi kam etwas später angerollt. Die KTM hatte Bremsfading, so ist er gleich weiter gefahren. Oha...
Warum Wolfi etwas zurück blieb klärte sich auch schnell auf, er rollte wirklich nur noch.
Oben am Pass sagte seine Anzeige noch 17km (was auch noch etwa 20km zu wenig bis zur Tankstelle waren), aber schon nach etwa 3km ging der Motor aus.


Also zapften wir beide etwas Sprit ab und nach einigen Minuten konnte es dann weiter gehen. Nun allerdings etwas gemächlicher, so Bremsprobleme sind auf einer Passabfahrt nicht so wirklich der Knaller. Sowas hatte ich vor der Reise eher von meiner 750er erwartet, die Bremsen sind nicht so der Wahnsinn, weder vorne noch hinten. Aber die taten ihren Dienst hier sehr zuverlässig!
Generell funktionierte die alte XTZ auf der ganzen Tour prima, mal abgesehen von dem nun fast permanenten Auspuffknallen beim Gas zumachen.
Auf halber Strecke hinunter ins Tal tauchte dann eine unerwartete, ganz neue Tankstelle auf. In dem Gebiet schien gerade ein Wintersportort zu entstehen. Der Laden hatten nicht nur, wie zu erwarten, Sprit für uns, sondern auch noch Bremsflüssigkeit, so dass Ronnie sich spontan entschloss, die von seiner Maschine hier und jetzt zu ersetzen. Nun denn. Das ging zu Dritt einigermaßen flott von der Hand und so vergaß ich glatt, diese Werkstatteinlage fotografisch festzuhalten.
Nach einem kleinen Snack machten wir uns schließlich wieder auf den Weg. Ursprünglich hatten wir einen weiteren Schlenker Richtung Norden angedacht, da wir nun aber zeitlich schon etwas im Verzug waren, nahmen wir einen etwas direkteren Weg.


Auch der noch folgende Teil der Strecke war oft reizvoll, sowohl landschaftlich als auch fahrerisch. So kamen wir an einem kleinen Flusslauf entlang, wo plötzlich aus dem Nichts zahlreiche Autos parkten. Schnell merkten wir, dass dieses Fliesgewässer hier wohl dem örtlichen Freibad entspricht.


Es folgte noch ein Stopp im idyllischen Flusstal (rund einen Kilometer nach der belebten Badestelle) und dort beschlossen wir spontan, das angepeilten Tagesziel am Ende dieses Tals in Băile Herculane links liegen zu lassen und statt dessen noch einige Kilometer weiter bis nach Orșova, direkt an der Donau und Grenze nach Serbien, zu fahren.

Hier hatte die Donau eine Art weites Becken ausgewaschen, so dass man fast wie auf einen See blickten. Relativ nah am Zentrum kamen wir dann auf der Uferstraße an der Pensiunea Oliver vorbei, welche einen ganz guten Eindruck macht. Bei der Wärme nicht zu weit durch die City quälen, direkt am Wasser und gleich ein Restaurant und eine Bar dabei. Ein freies Zimmer gab es auch noch und so bezogen wir schnell unser Zimmer und gingen dann nach hinten raus an den kleinen Badesteg.
Ein Sprung in den Fluss (oder sein Randbecken) brachte die erhoffte Erfrischung! Da wir hier weit von der Strömung des Flusses entfernt waren, konnte man auch ähnlich wie in einem See baden.
Danach war bei einem Ankommbier etwas relaxen in den Sonnenliegen angesagt. Dann mussten wir unsere Maschinen auf dem Hof noch etwas umparken, weil jemand sein Boot zu Wasser lassen wollte. Nachdem wir uns wieder angezogen hatten ging es in den Außenbereich des Restaurants, welche direkt am See lag. Hier gab es weitere Bierchen und später auch noch ein leckeres Essen.


Später machten wir uns dann noch auf in einen nahen Park direkt am See, in dem wohl eine Art Aussichtsturm stand. So sah es zumindest von weitem aus. Dieser Park selber war von der Anlage an sich ganz nett, aber ziemlich verkommen und schon lange nicht mehr gepflegt worden.


Das konnte man an diesem Turm aus der Nähe betrachtet am besten sehen. Derbe Zerfallen und natürlich schon lange gesperrt war der Anblick aus geringer Entfernung ein ziemlicher Jammer, wirklich schade.
Nun, danach gab es dann noch ein Eis, später einen Absacker und schließlich ging es in die Federn.

Die Tagesroute (280 km):



Montag, der 05.09.
Unser letzter Tag in den Bergen war schon gekommen, heute sollten wir die Karpaten wieder verlassen und ins Flachland zurück kehren. Wir packten also zusammen und machten uns langsam auf den Weg.
Wir folgten zunächst dem Weg des Vortages, es ging zurück durch das Tal der Cerna. Allerdings verließen wir die Hauptstraße dann erst mit der Abfahrt auf die 57B, ab hier wurde die Straße interessanter und auch der Verkehr nahm deutlich ab. herrlich verwinkelt fuhren wir lange Zeit auf dieser tollen Straße, bis zu unserer ersten Pause in Pozovice.
Hier an einem Supermarkt holten wir uns eine kleine Stärkung und zudem tauchte Wolfi noch in einen Plausch mit einem rumänischen BMW-Fahrer, der prima deutsch sprach. Den hatten wir einige Kilometer vorher überholt. Wir liefen in sehr kurvigen Wald auf ihn auf und ich war mir zunächst nicht sicher, ob der einfach absichtlich sehr gemütlich unterwegs war oder einfach fahrerisch recht limitiert daher kam. Als er in einer sich zuziehenden Rechtskurve schließlich bei kaum 20° Schräglage immer weiter nach außen und schließlich bis quer in die Gegenfahrbahn fuhr, hatte sich diese Frage abschließend geklärt. Also flott bei nächster Gelegenheit dran vorbei...


Einen weiteren Stopp machten wir dann noch mitten im Wald, bei dem dann auch noch Ronnies mitgeführter Klappspaten zum Einsatz kam. Ich hatte schon seit dem Vortag mit Durchfall zu kämpfen, weiter Ausschmücken will ich diesen Umstand jetzt mal nicht. Danach dauerte es leider nicht mehr lange, bis wir nicht weit hinter Reșița (Reschitz) aus dem Gebirge heraus waren.
Auf den letzten rund 100km hatten sich die Karpaten noch einmal von ihrer tollsten Seite gezeigt! Fast durchgängig Kurven in Wälder auf gutem Asphalt, herrlich war das noch einmal.

Ab hier war es dann auch gleich mit dem Spaß vorbei: Streckentechnisch hatte uns seit längerer Zeit die Ödnis zurück und passend dazu fing es auch noch an zu regnen. Außerdem mussten wir auf unserem Weg auch noch quer durch Timișoara (Temeschwar), Spaß geht wirklich anders.
Unser Tagesziel erreicht wir dann in dem "letzten Zipfel" Rumäniens, direkt am Länderdreiecke zu Ungarn und Serbien, in Sânnicolau Mare (Großsanktnikolaus).
Immerhin wirkte diese Stadt recht hübsch und nahe des Zentrums fanden wir auch wieder ein nettes Hotel samt Restaurant. Unsere Moppeds konnten wir zudem im Durchgang zum Innenhof abstellen, so standen sie nicht an der Hauptstraße und zudem trocken. Bei dem Wetter ein klarer Vorteil!


Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten ging es erst einmal auf ein Ankommbierchen nach unten ins Restaurant, welches überdacht, aber draußen hinter dem Haus lag. Später gab es noch ein schmackhaftes Essen dazu.
Danach passend zum Sonnenuntergang gönnten wir uns noch ein Verdauungsspaziergang, da auch der Regen aufgehört hatte. Donnerwetter, das war aber mal ein Abendrot!


Als wir einmal durch die Innenstadt gegangen waren, holten wir uns ein weiteres Wegbier in einem Supermarkt, dazu noch eine Flasche Wein für später und kehrten langsam wieder zum Hotel zurück.
Die teilweise wirklich hübschen Häuser hier waren zudem auch nett beleuchtet, weitere schöne Anblicke folgten.


Im Hotel angekommen machten wir es uns im Flurbereich in dicken Sesseln bequem und tranken noch unseren Wein, abgesehen davon war auch hier der WiFi-Router abgestellt, sowas verbindet ja doch. Wir hatten zwar auch einen in einem unserer beiden Schlafzimmer, aber der hatte irgendwie keinen Anschluss. Danach hatten wir so langsam unsere Bettschwere erreicht...

Die Tagesroute (310 km):



Dienstag, der 06.09.
Da an diesem letzten Motorrad-Reisetag wieder wenig spannende Strecke vor uns lag, es ging schließlich viel durch die ungarische Puszta, wollten wir auch nicht lange warten und es möglichst flott hinter uns bringen. Da war zudem am Vortag weiter gefahren waren als eigentlich geplant, kam auch noch die Idee auf, gar nicht mehr am Balaton zu übernachten und stattdessen von dort direkt weiter zu fahren. Naja, erst mal ankommen und dann schauen.
Also frühstückten wir unten im Restaurant und packten dann alles zusmamen, um schnell los zu kommen. Als wir schon komplett angezogen mit den Maschinen auf dem Fußweg der Straße standen, sprang Ronnies Adventure aber nicht an. Sie machte gar nix: Keine Kontrollleuchten, kein Licht, keinen Mux.


Also Helme abgesetzt, Jacken und Handschuhe aus und Werkzeug raus. Erst vorne die Verkleidung demontiert und dann (weil nichts auffällig war) mal die Sitzbank runter um bei der Batterie und der Hauptsicherung zu schauen. An eben dieser konnten wir dann aber zum Glück schnell das Problem finden: Als Ronnie noch einmal die Zündung anschaltete blitzen kleine Funken an einem Kabel.
Da hatte sich ein Kabel an Masse aufgescheuert. Da sich dieses Kabel nun eh schon vom Sicherungssockel gelöst hatte, wurde eine pragmatische Lösung gewählt: Leitung neu abisoliert und direkt auf der Sekundärseite mitsamt der Sicherung zusammen in den Sockel gedrückt.
Et voilà... schon sprang die LC4 wieder an. Zum Glück war die Batterie noch OK.
Alles wieder zusammen gebaut ging es nun endlich los. Bis zur Grenze nach Ungarn war es auch nicht weit und die dortige Wartezeit blieb auch überschaubar. Es folgte noch eine weniger schöne Stadtdurchfahrt in Szeged, dann folgte weite Ebene. 


Der Verkehr war übersichtlich und wir konnten gut Strecke machen. Es folgte noch eine Pause, in der Ronnie den Verlust eines seiner nachgerüsteten China-LED-Brenners bemerkte. Er hatte unterwegs gedacht, er hätte einen Stein an seinen Schuh bekommen. :-D
Wir kamen also gut voran und waren entsprechend, wie erhofft, recht früh am Plattensee an unsere Startbasis.

Die Tagestour (259 km):



Beim letzten Stopp hatten wir dann auch schon die direkte Abfahrt beschlossen.
Schon gegen 14:15 Uhr war alles im Trailer verladen und wir checkten bei der Unterkunft aus. Bei den hier üblichen Preisen tut die ungenutzt bezahlten Zimmer für die nächste Nacht nicht weh.


Wir hätten hier eh nur den ganzen Tag herum gegammelt, das Wetter war nun auch nicht so prall und los war hier eh nichts mehr. Da war der Drang von uns allen, möglichst schnell heim zu kommen deutlich größer!

Auch im Auto kamen wir gut voran und am frühen Abend machten wir einen längeren Stopp an einer Autobahnraststätte bei St. Pölten, wo wir uns ein leckeres Abendessen gönnten. Mein eines Essen kostete etwa soviel wie in Rumänien die Abendmahlzeit für uns drei zusammen. Tja, so ist halt.
Bis hierher war ich gefahren, nun konnte ich mich hinten auf die Rückbank legen. Das klappte ganz gut und ich konnte sogar etwas länger schlafen. Wir fuhren die ganze Nacht durch und machten nur kurze Pinkel- und eine Tankpause. Ich konnte hinten liegen bleiben, bis ich dann gegen 2 Uhr morgens wieder an der Reihe war, das Steuer zu über nehmen.

Die letzten 3h fuhr ich dann durch, bis wir irgendwann gegen 5 Uhr in der Früh wieder bei mir daheim ankamen. Wir entluden den Moppeds und auch die ganzen anderen Sachen aus dem Kofferraum, stellten den Anhänger ab und holten das kleinere Modell von Wolfi aus der Tiefgarage. Ronnie hatte inzwischen seinen Kram an seine KTM geschraubt und machte sich auf die letzten 20km Heimweg. Zusammen mit Wolfi verlud ich noch seine Honda und dann verabschiedeten wir uns.
Ich packte den Rest von meinem Kram und trug ihn in meine Wohnung, die Yamaha parkte wieder vor dem Haus. Die letzte Verabschiedung stand an und Wolfi machte sich auf zur letzten Etappe. den Anhänger würde ich am nächsten Tag schon irgendwie zurück zum Verleiher bekommen.
Danach meldete ich noch schnell die heile Ankunft an Genia und dann ging es erst einmal direkt ins Bett. Die Tour war beendet, aber ein paar Stunden Schlaf war definitiv noch nötig...

Die letzte Etappe heim:


Was bleibt?
Die Karpatentour war ein tolles Erlebnis! Hier, weit Osten Europas, ist man schon irgendwie in einer etwas anderen Welt. Oft eine ärmere Welt. Hat für uns natürlich den Vorteil des durchweg günstigen Preises. Sowohl Essen und Trinken wie auch die Zimmerpreise liegen weit unter den unseren. Wir haben meist nur gut 20-30€ für die Übernachtung bezahlt, wohlgemerkt für alle drei. Manchmal sogar weniger. Oft hatten wir Dreibettzimmer, manchmal Appartements mit zwei Schlafzimmern oder halt mal zwei einzelne Zimmer. Übrigens ist auch in Rumänien Gratis-WiFi in Hotels weiter verbreitet als bei uns. Die Verbindungsqualität ist allerdings oft mäßig.
Fast durchweg brauchbar ist allerdings das Mobilfunknetz. Ich hatte wieder meine Aldi-Talk-Karte im Einsatz, die ein EU-Datenpaket (500MB, max. 7 Tage für 4,99€) bietet. Das hat meist wunderbar funktioniert, in etwas größeren Ortschaften ist in der Regel durchgängig 3G verfügbar und oft ist die Anbindung schneller als das Hotel-WLAN.
Die Straßenverhältnisse in den nördlichen Karpaten (abgesehen von der Slowakei) sind oft ziemlich mäßig, in der Ukraine teilweise katastrophal. Wir waren wirklich froh, mit ordentlich Federweg unterwegs zu sein! Abgesehen davon sind die Strecken in diesem Gebiet auch nur bedingt interessant. Die Straßenanzahl in diesem Gebiet ist überschaubar und diese verlaufen meistens durch Tälern, seltener mitten ins Gebirge hinein. Also alles deutlich weniger kurvig als der Blick auf die Karte anfangs vermuten lässt. Landschaftlich ist der ganze Bereich sehr reizvoll, keine Frage.
Weite Teile sind relativ einsam, kein Wunder das rund die Hälfte aller wilden europäischen Wölfe, Luchse und Bären hier in den Karpaten lebt!
Ab den östlichen Karpaten ändert sich das Bild dann. Die Straßen sind ab hier überwiegend gut und auch zahlreicher und kurviger. Ab hier "fährt" man auch wirklich im Hochgebirge!
Der südliche Teil ist schließlich zum Fahren wirklich klasse, die hohen Pässe sind dort und zahlreiche kurvige Straßen auf prima Asphalt. Hier liegt das eindeutige Motorradrevier des Gebirges!

Daher war die gewählte Runde mit dem Start im Norden und den Abschluss im Süden genau richtig. Andres herum wäre es zum Schluss wohl eher frustrierend geworden. So hat man die teilweise schlimmen Streckezustände noch eher als kleines Abenteuer genommen und war viel mehr mit dem Aufsaugen der ganzen neuen Eindrücke beschäftigt.
Die Navigation mit meinem Blaupunkt MotoPilot 43 klappte bis auf den kleinen "Irrläufer" am ersten Tag hervorragend! Viele Navis mit "Europakarten" hören nämlich beim ehemaligen "Ostblock" schnell auf, das habe ich bei meinem TomTom vorher in Bosnien-Herzegowina gemerkt. Da gab es nur noch große Hauptstraßen. Die Ukraine hätte es gar nicht gekannt. Hier funktionierte alles prima.

Die Verständigung funktionierte auch fast immer problemlos. Irgendwer sprach immer etwas englisch oder auch deutsch, Geldautomaten gibt es auch genügend, Karten werden auch oft akzeptiert. Tankstellen sind an sich auch kein Problem, nur mitten im Gebirge darf man halt nicht in jedem Dorf eine erwarten. Also sollte man halt nicht unbedingt bis zu den letzten Litern fahren, einmal haben wir diese Regel etwas zu locker ausgelegt. Unsere Mindestreichweite war (bei der Honda) gut 280km.
Irgendwelche Sorgen um unsere Maschinen brauchten wir uns auch nicht machen. Vorher hatte ich auch mal gelesen, bloß kein Hotel ohne abschließbare Garage zu nehmen. Hatten wir zwar auch mal (und haben sie gerne angenommen), aber oft genug standen die Moppeds auch einfach draußen auf dem Hof. Alles kein Problem, auch mit Wolfis nicht gerade "wertarmen" Crosstourer.

Die Menschen waren fast durchgängig sehr nett bis wirklich herzlich, man fühlte sich überall Willkommen! Auch wenn unser Kontakt natürlich nur oberflächlich touristisch war, habe ich "die Rumänen" wirklich etwas ins Herz geschlossen!
Highlights der Tour waren fahrerisch natürlich die Südkarpaten, so als Kulturschock die Ukraine und landschaftlich sicher die großartige Schlucht im Osten. Ganz besonders war allerdings der Abend in Mălaia bei und vor allem mit unserer Gastfamilie! Ein wirklich großartiges Erlebnis, welches wir sicher nicht so schnell vergessen werden.
Insgesamt sind wir knapp 3300km im Zielgebiet gefahren.

Wer bevorzugt Kurven brettern will, kann das natürlich in den Südkarpaten. Aber ob man nur deshalb die weite Anfahrt in Kauf nehmen will? Ich würde es wohl nicht tun....

Inzwischen habe ich (nach einigen Monaten) von einigen Aufnahmen mal über Google Photos einen kleinen Slideshow-Film generieren lassen.


Kurz und knapp:

Wer ein ganz anderes Hochgebirge in Europa besuchen will und viele neue Eindrücke ganz abseits der bisherigen Ansichten entdecken will, der sollte seine Sachen aufs Mopped packen und in die Karpaten fahren!