Hier zunächst meine Fotos vom zweiten Tag:
Sonntag, der 13.10.
Recht früh waren wir alle schon am Morgen auf den Beinen. Zum einen waren wir ja auch recht zeitig im Bett, zum anderen stand heute auch schon ein ganz gutes Programm auf dem Plan.
Der erste richtige Fahrtag sollte uns über weite Teile über den berühmte Golden Circle führen. Das ist die Haupt-Touristenroute auf Island, eine etwa 300km lange Rundfahrt um Reykjavík, auf der es schon eine ganze Reihe toller Sachen zu sehen gibt.
Bevor es losgehen sollte, stand natürlich zunächst die Morgentoilette und ein ordentliches Frühstück auf dem Programm.
Danach packten wir alles in den Wagen, checkten aus (Schlüssel auf den Tresen legen) und fuhren los. Das erste Stück war nicht weit, wir fuhren noch einmal zur Hallgrímskirkja. Wir wollten schließlich den Bau auch noch einmal von innen sehen. Naja, wie (meiner Meinung nach) meistens bei modernen Kirchen, kann man sich das im Prinzip sparen. Innen sind solche Gebäude ja doch meist recht kühl und "sachlich", so auch hier.
Auf dem Vorplatz steht ein Denkmal an Leif Eriksson, dem eigentlichen "Entdecker" Nordamerikas. Dieser betrat nämlich schon fast 500 Jahre vor Kolumbus den neuen Kontinent, wenngleich an ganz anderer Stelle.
Nun wurde es aber Zeit für uns, die Inselhauptstadt zu verlassen und raus in die wilde Natur zu kommen. Das nächste Ziel war der Nationalpark Þingvellir, der sowohl geologisch als auch geschichtlich bedeutend ist. Schon ab dem Jahre 930 fanden hier, wo verschiedenen Reitpfade über die ganze Insel zusammen trafen, jährliche Volksversammlungen statt, eine parlamentarische Frühform.
Interessanter finde ich persönlich die geologische Besonderheit: Hier ist der sichtbarste Bereich eines Grabenbruchs, der quer durch Island verläuft. Die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatten treffen sich hier, oder genauer gesagt: Sie driften hier auseinander. Das ganze geschieht je nach Gebiet mit bis zu 3cm/Jahr, was geologisch ganz schon flott ist. Da das so schnell geht, entstehen viele lange Spalten, in denen man sich quasi "zwischen die Kontinente" begeben kann.
Ich packte meine Drohne ein, weil so eine Spalte sicher auch aus der Luft schön anzusehen ist. An dieser angekommen fiel mir aber auch gleich das Flugverbot-Schild ins Blickfeld. Schade, aber hier ist halt einer der Haupt-Tourismusgebiete der Insel mit entsprechendem Publikumsverkehr. Solch ein Schild sollte uns im weiteren verlauf noch häufiger begegnen.
Am Almannagjá machten wir einen Stopp. Das man hier auf der Haupttourismusroute unterwegs ist, merkt man recht schnell, hier ist doch ganz schön was los. Nach diesem Spaltenbesuch ging es für uns weiter, wir fuhren zu einem Parkplatz bei der Siefra-Spalte.
An dieser Stelle befindet sich die Spalte unter Wasser. Obwohl natürlich ziemlich kalt, hat sich diese Rinne zu einem oft besuchten Tauchspot entwickelt. Wer will schon nur in dem Graben stehen, wenn man zwischen den Kontineten in glasklarem Wasser auch tauchen kann?
An dieser Stelle befindet sich die Spalte unter Wasser. Obwohl natürlich ziemlich kalt, hat sich diese Rinne zu einem oft besuchten Tauchspot entwickelt. Wer will schon nur in dem Graben stehen, wenn man zwischen den Kontineten in glasklarem Wasser auch tauchen kann?
Durch so einen Tauchtourismus irgendwo im Nichts entstehen dann auch mal recht lustige Verkehszeichen!
Wir fuhren weiter und ließen den Trubel etwas hinter uns und nachdem wir den See Þingvallavatn passiert hatten, bogen wir Richtung Osten ab. Nicht weit entfernt trafen wir auf einen leeren Parkplatz, der Zudem mit einer schöne Aussicht auf den See daherkam. Erst beim Parken sahen wir unweit wieder die Spalte.
Hier war es deutlich einsamer als beim ersten Spaltenbesuch und somit gab es hier auch nicht den Hinweis auf ein Flugverbot. Es war also das erste Mal Zeit, meine kleine Parrot Anafi in die Luft zu schicken, das musste ich mir dann doch von oben ansehen!
Die Kontinentalspalte besteht an dieser Stelle aus einer ganzen Reihe schmaler Spalten, die sich vom Parkplatz Richtung See fortsetzten. Dem wollte ich dann noch etwas weiter nachgehen.
Der kleine Luftausflug hatte sich definitiv schon einmal gelohnt! Danach ging unsere Fahrt dann auch gleich weiter. Wir fuhren etwas im Hinterland weiter am Ostufer des Sees entlang gen Süden, bis zu unserem nächsten Zwischenstopp: Dem Kerið, einem kleinen Kratersee.
Hier oben habe ich dann noch eine 360°-Aufnahme gemacht.
Danach ging es weiter ins Tal Haukadalur, dabei handelt es sich um eins der sechs weltweiten größeren Geysirfelder. Dort befindet sich auch der Große Geysir, der diesem vulkanischen Phänomen seinen Namen gab. Beim Besuch eines solchen Geysirfeldes sollte man übrigens keine übermäßig empfindliche Nase haben, die schwefelige Luft empfängt einen nicht gerade wohlriechend. Das Gegenteil trifft es eher, es stinkt vergleichbar mit faulen Eiern.
Der Große Geysir gehört leider zu den unsteten Zeitgenossen. Immer wieder gibt es Perioden, wo er recht aktiv ist, dann wieder Zeitfenster, wo er sozusagen schläft. Es ist halt ein vulkanisches Ereignis und je nachdem, wie aktiv die Region gerade so ist, wird auch heißes Wasser in die Luft gespuckt. Zwischen 1910 und 1935 gab es z.B. gar keine Aktivität, seit 2000 (nach einem Erdbeben) ist er wieder aktiv, allerdings sehr unregelmäßig. Auch die Intensität unterscheidet sich sehr, im Sommer 2000 erreichte die Wasserfontäne zweimal etwa 122m (!) Höhe, aktuell sind es meist nur rund 10m.
Als wir vor Ort waren, passierte am berühmten Namensgeber nichts, so schritten wir das Gebiet erst einmal ein wenig ab und schauten uns verschiedene blubbernde Quellen an.
Zum Glück gibt es hier auch noch den Strokkur, ein sehr aktiver Geysir direkt nebenan. Dieser spuckt so etwa alle 6-10min seine Wassersäule, manchmal auch kurz hintereinander.
Wenn es sich so schnell wiederholt, kann man die Sache auch aus verschiedenen Perspektiven festhalten.
Das ganze Spektakel habe ich natürlich auch noch in bewegten Bildern festgehalten, leider aber nicht aus der Luft. Das Schild mal wieder...
Weiter ging unsere der bekannten Ziele hier im Süden der Insel, der nächste Stopp war dann der Gullfoss.
Natürlich war es auch hier relativ voll und zudem natürlich entsprechend auch wieder Flugverbot. Machte aber nichts, war trotzdem beeindruckend! Vom Parkplatz ging es erst ein Stückchen über die Ebene und schließlich eine Treppe runter, an der man dann das erste Mal einen Blick auf die Wasserfälle werfen kann, die nämlich aus zwei Stufen bestehen.
Von hier führt ein Weg seitlich an dem Spektakel vorbei, so dass man seitlich in die Schlucht schauen kann, in die die zweite Stufe stürzt. Jahr für Jahr wird diese um etwa 25cm weiter ausgehöhlt.
Schon ganz beeindruckend anzusehen, so nah war ich vorher noch keinem "größeren" Wasserfall gekommen, besonders auch die Lärmkulisse. Das ganze gibt es noch einmal in einem (sehr) kurzen Film.
Als wir ankamen war schnell klar, dass wir bisher die einzigen Gäste waren. Also konnten wir uns alles in Ruhe anschauen und schnell war klar: Diese Unterkunft war eine gute Wahl!
Wir richteten uns ein und ich schickte die Drohne noch einmal in die Luft, um mir einen Überblick zu verschaffen.
Hier in der Nähe gibt es auch ein Thermalbad. Am bekanntesten ist auf Island sicher die Blaue Lagune unweit von Reykjavík, die ist allerdings ziemlich überteuert und vollkommen von Touristen überlaufen. Daher hatte ich im Vorfeld öfters gelesen, lieber ein anderes Bad aufzusuchen, z.B. das Gamla Laugin (alte Bad), marketingtechnisch inzwischen meist Secret Lagoon genannt. Da wollten wir dann auch hin. Die Fahrt dauerte nicht lange und der Eingangsbereich ist wirklich recht überschaubar. Es ist halt ein kleines Bad. Eintritt kostet für Erwachsene 3000 ISK (knapp 19€), für Kinder bis einschließlich 14 (!) ist der Eintritt frei. So konnte selbst Cara ohne zahlen zu müssen mit rein, klasse! Mal zum direkten Vergleich: In der Blue Logoon fangen die Preise für Erwachsene (ab 14, da hätte Cara also zahlen müssen) bei 43€ (erst ab 20 Uhr) an und gehen bis über 70€ hoch. Ruckzuck waren wir in den Umkleiden und machten uns fertig. Hier wird sehr auf Hygiene geachtet, mehrere Schilder weisen darauf hin, dass man vor dem Betreten mit Seife o.ä. zu duschen hat. Also noch einmal zurück zum Schließfach.
Dann ging es raus zum Becken, was schon eine gewisse Überwindung kostet. Es sind schon ein paar Meter bis zum Becken und draußen hatten wir nur noch etwa 2°C. Also beeilen ohne sich hinzuschmeißen war die Devise. Dafür wurde man an der Treppe zum großen Becken mit etwa 38°C warmen Wasser empfangen. Selbstverständlich auch wieder mit dem leicht fauligen Geruch, ist ja nun schließlich schwefeliges Vulkanwasser.
In so einer warmen brühe macht man dann ja auch fast nichts außer herumlümmeln. Sobald man sich auch nur ansatzweise sportlich bewegen würde, hätte man wohl Schweißperlen auf der Stirn. Hatte ich schon nur vom Rumstehen. Weiter hinten im Becken, nahe der Quellen, bei denen das Wasser mit rund 90°C aus der Erde blubbert, erreicht das Becken um die 40°C. Das war für uns dann schon wirklich grenzwertig, zumal auch der sandige Beckenboden hier hinten ziemlich warm wurde. Da weiß man schnell, woher die Hitze kommt!
Nach einer halben Stunde waren wir so aufgeheizt, dass man ohne groß zu frieren den rund 200m lagen Fußweg weit um das Becken samt den Quellen abgehen konnte. Danach noch einmal etwa eine halbe Stunde ins warme Wasser, dann reichte es uns auch.
Knackig aufgewärmt duschten wir erneut (der Mief muss ja runter) und ich machte noch ein abschließendes Foto, während es schon dämmerte.
Zufrieden ging es zurück zum Haus, ein "vulkanisches Bad" hatten wir also nun auch abgehakt. Im Quartier kochten wir uns dann unser Abendessen, inzwischen kam auch noch ein chinesischer Gast, den wir allerdings den Rest des Aufenthaltes nicht mehr sahen. Auf der Terrasse gab es hier noch ein HotTube, den ich bei unserer Ankunft angeworfen hatte. Allerdings hatte nun keiner mehr Bedarf nach (sehr) warmen Wasser.
Nachdem der Küchendienst fertig war, gingen wir alle ins Zimmer und mümmelten uns bald in die Betten. Zufrieden und begeistert von den vielen tollen Sachen, die wir hier schon gesehen hatten, schliefen wir auch bald ein.
Die gefahrene Strecke: