Nach meiner Ankunft folgten diverse Untersuchungen und vor allem auch Wartezeiten. War hier ja noch schlimmer als in Spanien.
OK, war nun auch Freitag Abend. ;-)
Recht schnell teilte man mir mit, dass der Bruch an der Hand ziemlich "blöd" ist, weil direkt am Gelenk.
So kam schließlich noch ein Oberarzt aus der "Plastik" (das hier übliche Kurzwort für die plastische Chirurgie) in der Ambulanz vorbei und die Hand wurde ausgiebig in so einem "Live-Rötgen"-System untersucht. Also Echtzeitfilm statt Foto, ganz interessate Sache.
Auf jeden Fall drehte sich im Prinzip alles um das "Problemkind" Hand, der Fuß wurde mehr oder minder ignoriert. Entsprechend bekam ich auch ein Zimmer auf der "Plastik" und weil ich aus dem Ausland kam sogar in Einzelbelegung. Das ist wohl der normale Ablauf wegen der Gefahr durch fiese Keime. Nun gut, sollte mir recht sein.
Direkt vor der Verlegung kam auch Jessica an und brachte mir die ersten notwendigen Dinge, inkl. Tablet.
In den folgenden Tagen inkl. Wochenende passierte eigentlich nicht mehr so viel. Ein noch recht frischer Bruch ist nicht so zeitkritisch und die Ärzte waren der Meinung, der Chef solle sich das auch noch einmal ansehen.
Das passierte dann am Montag und schließlich stand beim Fachpersonal der Vorgehensplan für die OP, die am folgenden Tag stattfinden sollte. Ich entschied mich beim Vorgespräch mit der Anästesistin für eine lokale Betäubung (auch nach Rücksprache mit Daniel, der ja selber die Patienten in den Schlaf summt).
Die Vorgehensweise dabei ist ganz interessant: Erst gibt es eine kleine lokale Betäubung um dann mit einer langen Nadel am Schlüsselbein vorbei zu den Nerven zu gelangen (eine andere Methode geht durch die Achsel, bewirkt aber im Prinzip das Gleiche). Um Abzuschätzen, wann man diese auch wirklich erreicht hat wird die Nadel leicht unter Strom gesetzt. Ist die Nadel an der richtigen Stelle wirken diese elektrischen Impulse auf die Muskulatur, man fängt leicht an zu zucken. Ich war gespannt.
Am nächsten Morgen ging es gegen 9 Uhr los, immerhin musste ich nicht den ganzen Tag wartend (und hungernd) herum liegen, dann kam die Betäubung und das angekündigte Zucken. Viele empfinden das wohl als unangenehm, ich fand es eher lustig, wie die Arm/Handmuskeln je nach Position unvermittelt zuckten.
So ganz klappte das aber nicht auf Anhieb (die Hand wollte noch nicht zucken) und so kam noch ein weiterer Anastäsist zur Hilfe, der schließlich auch den 3. (und bis dato noch fehlenden) Nervenstrang fand und schlafen legen konnte. Inzwischen war ich im OP auf meiner Parkposition angekommen und um mich herum herrschte wuseliges Treiben. Ohne Brille halbblind konnte ich leider nur wenig davon aufnehmen.

Nach der Entlassung ging es einige Tage später zu meinem Hausarzt zum Verbandtausch. Wir beschlossen dann, dass ich das auch selber kann und so sollte ich alle paar Tage die Handreinigen und neu in der Gipsschale einwickeln. Zur Nachuntersuchung müsse ich dann aber zu einem Orthopäden und wir suchten uns einen in Brackwede heraus, den ich mit ÖPNV auch gut erreichen kann.
2 Wochen nach der OP erschien ich dort zu Röntgenkontrolle. Hier vertrat man allerdings eine andere Meinung zur Pflege der Hand. Nämlich gar nicht. Nun gut...
Für die folgende Woche ließ ich mich dann wieder gesund schreiben und ging entsprechend zur Arbeit. Wochenlang eingeschränkt zuhause rumsitzen ist ja nicht so meins und ob ich nun daheim am PC sitze oder im Büro. Zudem hatte ich auch noch genug zu tun.
Nach der 5. Woche sollten dann die Drähte aus der Hand gezogen werden (das dort geschehene habe ich hier schon einmal "zwischenverarbeitet", nun aber aber wegen des Kontextes die ganze Geschichte).
Passend zum Termin begann mein dicker linker Zeh einige Tage vorher anzuschwellen und zu schmerzen. Der in den letzten Wochen alle dunklen Farbtöne durchlaufende Nagel stand zunehmend höher (und auch mehr im Wege), wollte sich aber nicht wirklich vom Zeh lösen. Jeder Versuch meinserseits wurde mit sofort beginnender Blutung beantwortet, angenehm waren diese Eigenbehandlungen zudem auch nicht.
Nachdem der Doc dann die Drähte mit einer Zange aus meiner Hand zog (was wirklich genau so unspektakulär war, wie es sich hier jetzt liest) fragte ich ihn noch, ob er sich vielleicht mal meine Zeh ansehen könnte.
Das tat er und war der Meinung, dass der Nagel doch eigentlich langsam runter müsste und ob ich das schon mal versucht hätte. Nach meiner Beschreibung der Versuche meinte er nur, dann mache er das mal. Ich warf schnell die Frage nach einer Betäubung ein und er meinte nur, das macht keinen Sinn. Spritze in den Zeh ist so schon doof genug und wenn der so entzündet ist wie meiner schon gar nicht. Da wäre die Betäubung ja schmerzhafter als die eigentlich Tat. Bevor ich überhaupt die Chance bekam Angst zu haben legte er also los.
Und ja.... das tat weh. Die folgende Sekunden fallen in die Kategorie "unschöne Moment im Leben", zu dem Schmerz kam auch noch eine schmatzende Geräuschkulisse wie aus den besten Alienfilmen, wenn sich so eine Kreatur in ihre Bestandteile auflöst. Wuahhhh....
Doch dann war die Show auch quasi schon vorbei. Der Doc meinte nur, dass das auch Zeit wurde und es schon etwas müffelt. Genau in dem Augenblick hatte ich den Geruch auch in der Nase. Etwas müffeln war nett fomuliert. :-/
Jedenfalls wurde das Problem mit dem Nagel nun deutlich. Direkt unterhalb von eben diesem hatte sich ein etwa fingernagelgroßer Blutpfropfen gebildet, der inzwischen ausgehärtet war und im Zeh ein entsprechend großes Loch hinterlassen hatte. kein Wunder das jeder Bewegungsversuch am Nagel Schmerzen verursachte.
Der Zeh wurde nun noch gesäubert und mit großen Plastern abgedeckt. Meine Gipsschiene an der Hand war nun Geschichte und der Zeitraum des Vorderfußentlastungsschuhs war nun auch vorbei. Als ich wieder zuhause war stellte ich den auch gleich in die Ecke.
Die Hand war natürlich noch recht unbeweglich und die Muskulatur hatte sich arg zurück gezogen.
Sogleich setzte ich mich auf mein Mopped und versuchte die Kupplung zu ziehen .... absolut nix zu machen. :-(
In den folgenden Wochen folgte dann noch Krankengymnastik und täglich funktionierte die Hand besser. Irgendwann konnte ich auch wieder die Kupplung ziehen und die erste Fahrt mit meiner Hornet stand auf dem Plan. Ach, wie herrlich!
Nach den 40-50km tat die Flosse zwar derbe weh, vor allem am Ballen unterhalb des Daumens. Die Muskulatur dort brauchte noch etwas Übung.
Aber auch das wurde besser und passend zum Hornet-Treffen im August funktionierte alles wieder wie es sein muss! Die Schmerzen wurden immer weniger und auch sonst gibt es immer weniger Defizite. Der Fuß hat sich gänzlich erholt und auch der Zeh sieht wieder menschlich aus.
Der neue Nagel reckt sich jeden Tag ein Stückchen weiter nach vorne.
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Hand gar kein Thema im alltäglichen Leben sein wird...
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