Freitag, 11. Juni 2021

Ägypten 2020 - Tag 4

Hinweis: Dieser Reisebericht stammt nicht von mir selber, sondern von Genia.
Von mir stammen die eingefügten Fotos, Links und ggf. technischen Daten.


Hier die Foto von diesem Tag:


Dienstag, der 28.01.

Direkt nach dem Frühstück ging’s los ins Tal der Könige - eine riesige, wunderschöne Nekropole mitten im Gebirge. Hier kann man theoretisch auch mit einem Heißluftballon darüber fahren, ist sicher ein toller Anblick von oben. Wir sollten die Anlage aber vor Ort besichtigen. 
Im Eingangsbereich gibt es ein großes 3D-Modell, welches die Lage von einigen Gräbern im Boden zeigt. Manche sind relativ klein bzw. kurz, andere über zig Meter tief in den Fels und das Gestein getrieben, mit vielen Kammern und Nebenräumen.


Von den bis jetzt 64 entdeckten Gräbern sind 3 Besichtigungen im Standardpreis enthalten, mehr kosten extra. Mahmoud hat uns erklärt, dass viele Gräber besichtigt werden dürfen, aber nicht alle zur selben Zeit. Jedes Jahr werden andere geöffnet und geschlossene wieder restauriert und gepflegt. Die ganze Atemluft der Besucher und deren Finger sind nicht wirklich förderlich für den Erhalt, somit wird auf eine gewisse Balance geachtet. 
Von den geöffneten Gräbern hat uns Mahmoud, als Fachmann zur Geschichte Ägyptens, auf dieser Tour dann die Interessanten heraus gesucht.


Bevor es aber hinein ging, hat Mahmoud uns noch den Aufbau der Gräber erklärt, und welche Funktion jeder einzelne Teil eines Grabes hat. Wie also schon bei den Tempeln gab es erst hilfreiches Hintergrundwissen, bevor man unbedarft in die Gräber läuft und u.U. gar nicht versteht, was welche Bedeutung hat.





Die ersten beiden besuchten Gräber waren die von Ramses IV (KV2) und Ramses IX (KV6), beide liegen recht weit vorne in der weitläufiges Anlage, entsprechend waren sie sehr voll. Wir mussten kurz Schlange stehen, um rein zu kommen und innen konnte man sich auch nicht sehr lange aufhalten, weil die nächsten Besucher schon nachdrängten. Man wurde quasi in einem Rutsch durch das Grab "geschoben". Trotzdem hat man genug Gelegenheit, alles zumindest kurz anzusehen.



Das hat sich natürlich trotzdem jedes Mal gelohnt, alles wirklich wunderschön und sehr beeindruckend.


Ein Stückchen weiter kamen wir dann am Grab von Tutanchamun vorbei, in der außerägyptischen "Pop-Kultur" wohl einer der berühmtesten Pharaos. Das liegt allerdings einzig und allein an der Tatsache, dass sein Grab nicht zuerst von Grabräubern entdeckt wurde und somit u.a. die phantastische, goldene Totenmaske bei der Entdeckung vorhanden war.
Das Grab selber ist nicht wirklich groß, kostet (wegen Promi-Faktor) extra und lohnt nicht unbedingt, wie Mahmoud uns aufklärte. Der Pharao selber ist recht früh gestorben (im Alter von 18-20 Jahren) und war geschichtlich nicht wirklich bedeutend. Sein heutiges Erbe ist also deutlich größer als seine Spuren zu Lebzeiten.


Unser Weg führte uns dann weiter vom Eingangsbereich weg und entsprechend wurde es auch deutlich ruhiger und leerer. 


Das dritte von uns besichtigte Grab (KV14) von Tausert und Setnakht befand sich am Ende der Anlage, deswegen fast leer, hier haben wir uns etwas länger aufgehalten. Es war recht ruhig und so konnten wir alles genau ansehen und auch unbekümmert Fotos machen. Zudem gehört dieses Grab mit einer Gesamtlänge von über 112m zu einem der größten Gräber der gesamten Anlage!




Dieses Grab hat uns wirklich am besten gefallen, nicht nur wegen der Größe. Auch, weil man sich hier einfach etwas Ruhe und Zeit nehmen kann, alles genauer anzusehen, ohne für jemanden anderen im Weg zu stehen. Großartig und sehr beeindruckend!



Auf dem Rückweg zum Ausgang der Anlage hat uns Mahmoud etwas abseits des Weges ein paar Arbeiter gezeigt, die gerade Erde aufgeschüttet haben - hier wurde wieder ein Grab entdeckt, das gerade von der Erde befreit wurde, sehr spannend.


Das ganze Tal der Könige ist somit noch bei weitem nicht komplett erforscht, es werden immer wieder neue (mögliche) Gräber entdeckt. Eben diese wurden nach der Errichtung und Beisetzung möglichst gut versteckt, Grabräuber waren wegen der wertvollen Grabbeigaben auch damals schon bekannt und gefürchtet.

Danach ging’s mit unserem privaten Kleinbus zum Totentempel der Hatschepsut. Dieser befindet sich auf der anderen Seite eines Bergrückens, um den wir quasi außen herum fahren mussten. Dort angekommen wurden wir vom Parkplatz mit so einer “Paulinchen-Bahn” als Shuttle näher an die Anlage gebracht. 



Dieser Tempel ist mehr-etagig aufgebaut. Also sind wir vom Hof über eine Rampe auf die erste Terrasse gelangt, dann über die zweite Rampe zur nächste Terrasse mit dem Festhof und den Kapellen. Einfach wunderschön… 


Wie viele anderen Herrscher vor und nach ihr ließ die Pharaonin Hatschepsut diese Grabstätte für sich bereits zu ihren Lebzeiten erbauen. Oft ging das so ab: man plante einen Totentempel, ließ ihn bauen, und wenn man da noch nicht gestorben ist, baute man weiter. Dann gibt es kleine Nebentempel für diverse Götter usw. Dies und vieles mehr hat uns Mahmoud wie üblich vor der besichtigung erzählt, danach hatten wir wieder Zeit, uns selbst ein wenig umzuschauen. 


Der Tempel von Hatschepsut ist natürlich auch sehr beliebt bei den Touristen, leider hat das auch seine Schattenseite: Bei einem Attentat auf dem Tempelgelände am 17. November 1997 verloren 62 Personen ihr Leben. Die meisten davon waren westliche Touristen, 36 von ihnen Schweizer (Zitat aus dem Wikipedia-Artikel).


Im Tal der Könige und beim Tempel der Hatschepsut haben wir an dem Tag viele asiatische (vor allem chinesische) Touristen gesehen. Corona war zu dem Zeitpunkt zwar schon in aller Munde, trotzdem war es noch irgendwie weit weg, keiner trug Masken. Aber Mahmoud hat uns gesagt, dass die ägyptische Regierung beschlossen hat, keine chinesischen Touristen mehr ins Land zu lassen und die, die schon da sind, so schnell wie möglich ausreisen zu lassen. Und in der Tat, in den kommenden Tagen wurden es kontinuierlich weniger Chinesen, denen wir begegneten.
Tja, so fing das Corona-Zeitalter für uns an…
Nach der Besichtigung dieser wunderschönen Anlagen sind wir langsam Richtung Schiff zurück gefahren. Mittlerweile war es ca. 12:30, gegen 14 Uhr sollte es endlich losgehen mit der Schifffahrt. Unterwegs besichtigten wir aber noch die Memnonkolosse, diese befanden sich ursprünglich vor dem Eingangsbereich eines Tempels, von dem aber fast nichts mehr übrig ist. 


Die 2 nebeneinander stehenden Statuen sind riesig, 17 bis 19 Meter groß aber doch auch teilweise ziemlich beschädigt. Viel los war hier nicht. Wir haben uns ein wenig umgeschaut und sind dann weiter gefahren.





Auf dem Weg machten wir noch einige Fotos von der Gegend und Menschen auf und neben den Straßen. In diesem Gebiet wird sehr viel Zuckerrohr angebaut und ist (wie das ganze fruchtbare Nilgebiet) sehr von Landwirtschaft geprägt. Unterwegs haben wir das Treiben auf den Straßen beobachtet: da fuhren 3 Menschen auf einem Motorrad, andere standen am Straßenrand mit Waffen in den Händen (huch)...


Zurück auf dem Schiff hatten wir etwas Zeit, uns zu entspannen, dann haben wir abgelegt. Da wurde es wieder etwas spannender. Bisher kannten wir hier nur Städte und unser Schiff lag die letzten beiden Tage am Anleger. Nun ging es endlich auf "große Fahrt" auf dem Nil. Die Landschaft veränderte sich, man fuhr an Menschen und anderen Schiffen vorbei…




Und noch etwas haben wir bewundern dürfen: wie Verkäufer auf kleinen Booten den Touristen auf den Schiffen ihre Ware verkauften. Das war ein Zirkus! Erst kommen sie mit ihren alten, hölzernen Ruderbooten sehr nah an das Schiff, bzw. warten nahe der "Fahrspur". Wenn das Schiff dann (in voller Fahrt) vorbei kommt, wird direkt darauf zu gerudert und mit einer Seilschlaufe versucht, an einem der Festmachpunkte zu kommen. 


Hat das geklappt, wird das Ruderboot dann angebunden und von jetzt an mitgezogen. Dann rufen sie sehr laut, und sobald auch nur einer aus einem Fenster oder vom Deck runter schaut - wird schnell die angebotene Ware, meistens ein Tuch oder ein Teppich präsentiert. Wenn jemand sich tatsächlich für die Ware interessiert, wird das Tuch oder der Teppich zusammengerollt und absolut zielsicher zum Kabinenfenster oder gar bis hoch zum Oberdeck geschleudert. Das ist wirklich beeindruckend!
Irgendwann, wenn kein Geschäft mehr zu machen ist, lockert die Bootsbesatzung das Seil, das sie am Schiff festhält, wieder und fahren zurück oder halt zum nächsten Schiff. Davon fahren ziemlich viele auf dem Nil, in beide Richtungen natürlich. So wird wohl immer abwechselnd die Richtung gewechselt, man will ja später nicht viele Kilometer zurück zum eigenen Dorf rudern....



An diesem Nachmittag ist die Rache für Franks Mut, frisches Gemüse zu essen, in Form von Magen-Darm-Verstimmung gekommen. War ja fast klar… Zum Abendessen bin ich dann, zum ersten aber nicht zum letzten Mal, alleine gegangen. Er hat sich dann mit etwas Obst, bevorzugt Bananen, begnügt.



Später, bereits im Dunkeln, kamen wir zu einem Nildamm in Esna, entsprechend musste unser Schiff durch eine Schleuse, um auf das höhere Wasserniveau der anderen Dammseite zu kommen.



Ein Stückchen weiter legte unser Schiff dann an, hier sollten wir über die Nacht bleiben.

Die an diesem Tag besuchten Orte:

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