Donnerstag, 20. Oktober 2011

Besuch bei Metzeler

Irgendwann vor einigen Wochen ergab es sich, dass ich bei Facebook von Jochen Vorfelder, Betreiber des Motorradblogs moto1203 und u.a. auch Kolumnist bei SpiegelOnline, angeschrieben wurde: Metzeler plant eine Veranstaltung für Motorradblogger und in diesem Zusammenhang hätte er gerne meine Mailadresse.
Das machte mich schon ganz neugierig und einige Tage später trudelte dann in der Tat Post von Metzeler in meinem elektronischen Briefkasten ein: Eine Einladung zum Werksbesuch im Odenwald, inklusive Vortrag der Nordschleifenlegende Helmut Dähne samt Verköstigung und Hotelübernachtung! Wie geil ist das denn?! :-))
Schnell schnappte ich auf, dass so einige "Verdächtige" aus meinem Mopped-Twitter (und halt auch Blogger)-Umfeld auch so eine Einladung bekommen haben. Das war ja nun die Gelegenheit all diese netten Menschen, die man so auf Web 2.0-Ebene schon länger "kennt", auch mal persönlich und "in echt" zu treffen!
Also flott Urlaub eingereicht und am frühen Nachmittag des 06. Oktober machte ich mich mit meinem kleinen roten Polo auf den Weg nach Höchst, wo sich das Hotel Lust (!) befindet.
Den ganzen Tag schon war das Wetter recht bescheiden und spätestens rund 40km vor Kassel war ich heilfroh nicht auf einem Mopped zu sitzen. Ab da fuhr ich rund 1,5h durch Starkregen, den ich bisher eher von kurzen, heftigen Schauern kannte. Teilwiese kaum schneller als 60-80 km/h ging es durch die Wassermassen, Scheibenwischer quasi permanent auf höchste Stufe.
So ging das bis hinter Fulda. Einmal hätte es mich beim Spurwechsel dank Aquaplaning fast in eine Betonwand getrieben, erst knapp einen halben Meter vor der Wand wollte der Wagen wieder dem Reifeneinschlag folgen. Kurzer Herzstillstand....

So kam ich dann schließlich kurz vor 19 Uhr am Hotel an. Dort wurde ich nett von unseren "Betreuern" Lucas, Julia und Ariane empfangen und auch der eine oder andere Blogger war schon da.
Kurz angemeldet und dann flott das Zimmer bezogen, wo auch schon ein kleines Schraubergeschenk wartete. Sehr nett. :-)
Danach zurück zum Anmeldebereich. Langsam füllte sich der Raum und diverse weitere Leutchen trafen ein, in der Tat überwiegend mit dem Motorrad!
Nun war es auch Zeit für ein Ankommbierchen. Man stellte sich vor (die meisten erkennen einen ja doch, zumal sich fast alle anderen vorher schon kannten) und kam entsprechend auch ohne Probleme ins Gespräch.
Bei so einigen war es wirklich, als würde man sich schon kennen und ich freute mich wirklich, einige Gesichter mal real zu sehen, exemplarisch möchte ich hier nur kurz mal @pistonpin, @ernietroelf, @kutze21, @Griesgram999, @vjstephan, @schrm und @moppedhexe herausgreifen.
Einige davon "kenne" ich ja schon seit #Twitaly 2009.
Leider hatte @motorradblogger wegen (eigener!) Hochzeitsvorbereitungen keine Zeit. Naja, auf ein anderes mal!
Alsbald ging es ans Abendessen (gut bürgerlich nennt man das wohl und es war sehr lecker), die letzten Geladenen trafen ein und auch Helmut Dähne erschien noch. Berührungsängste untereinander gab es wie erwartet nicht.
Nach dem Essen folgte der gemütliche Teil des Abends im Keller auf der Kegelbahn des Hotels. Hier bekam ich auch das erste mal überhaupt mit, dass es offensichtlich verschiedenen Kegelbahnen gibt! Aus der Heimat kannte ich bisher nur die sog. Scherenbahn, hier fand ich eine Classicbahn vor. Wieder etwas gelernt...
Wir kegelten uns durch verschiedene Spiele und auch der flüssige Genuss (überwiegend in Form von Bier) kam nicht zu kurz. Gegen 1 Uhr, glaube ich, verabschiedet ich mich dann ins Bett. Andere verabredeten sich sicherheitshalber schon zum Weckdienst. Frühstück gab es am morgen bis 9 Uhr geben und um halb 10 sollten wir am Werk im Nachbarort sein.


Dank des rechtzeitigen Abschiedes am Vorabend kam ich am Morgen auch ohne Probleme aus den Federn. Im Frühstücksbereich des Hotels waren die meisten anderen auch schon anwesend. Der Morgen empfing uns zudem mit herrlichem Sonnenschein, ziemlicher Kontrast zum Vortag.
Weckdienst @vjstephan tauchte dann fast als Letzter auf, er hatte geradezu verzweifelt versucht seine Pflicht zu erfüllen. Dumm nur, dass die Wunsch-Geweckten längst am Tisch saßen. ;-)

Nach der morgendlichen Stärkung ging es dann für alle zum Pirelli-Werk (Pirelli hat schon vor einigen Jahren Metzeler übernommen), wir trafen uns dort um 9:30 Uhr am Haupttor und wurden in die Besucherlisten eingetragen.
Dann ging es über das Gelände zu einem Vortragsraum (Monza!) in dem unser "Stargast" dann ausführlich über Reifen ganz generell und im speziellen referierte.
Natürlich war uns bekannt, das Helmut Dähne seit langen in der Reifenentwicklung bei Metzeler als Testfahrer arbeite, aber so genaue Erklärungen zwischen den Unterschieden im Aufbau und auch die Auswirkungen einzelner Veränderungen usw. hatte ich persönlich nicht erwartet!
Auch diverse Nachfragen wurden direkt kompetent und anschaulich erläutert. Hier verstand wirklich jemand, wovon er redet - das stand außer Frage!
Zudem wurde auch klar, wie viel aufwendiger und schwieriger die Produktion von gut funktionierenden Motorradreifen im Vergleich zu den Autogummis ist.

Nach dieser "Druckbetankung" der theoretischen Reifenproduktion muss man das alles natürlich noch in der Praxis sehen. Die Motorradpneus werden allerdings in einem anderen Bereich des Werks gefertigt, so stand nach dem Mittagessen in der Werkskantine noch ein kleiner Transit an. Ist ja doch recht groß und weitläufig das Areal.
In der entsprechenden Abteilung angekommen wurden wir zunächst vom Werksleiter (!) begrüßt der uns zunächst mit einigen Fakten versorgten, der Vortrag bestand allerdings überwiegend aus "Wirtschaftssprech", war dafür aber auch nicht so lang. Interessantester Fakt dabei war vor allem die Anzahl der verschiedenen Reifentypen, die innerhalb eines Jahres gefertigt werden, dass beläuft sich nämlich im Bereich von hunderten! Es kommt schon was zusammen, wenn man die ganzen verschiedenen Modelle in den unterschiedlichen Dimensionen und Sonderspezifikationen addiert.
Ebenfalls zu Gast war einer der Entwicklungsingineure, der sich um die technischen Fragen kümmerte und zudem auch die folgenden Werksführung übernahm und dort sehr ausführlich und kompetent alle einzelnen Produktionsschritte erklärte.
Insgesamt ging das Konzept der Führung vollends auf. Erst theoretisch der ganze Aufbau eines Reifens in seinen diversen Schichten und nun jeden dieser Arbeitsschritte direkt an den Herstellungsorten.



Nachdem wir alle Produktionsschritte in der konventionellen Fertigung gesehen hatten, bei denen doch an diversen Stellen sehr viel Handarbeit nötig ist ging es danach in die neue Produktionshalle, wo Roboter diese "Handarbeit" übernehmen. Da wir nun die Schritte und zu absolvierende Arbeiten schon kannten war der Vergleich sehr interessant.
Hier fiel die kreisförmigen Anordnung der ganzen Zulieferungen um einen Roboterpark in der Mitte auf. Von allen Seiten kamen die benötigten Elemente und mittig arbeiteten die verschiedenen Roboter "Hand-in-Hand" bis schließlich an einer Seite die fertigen Reifen heraus kamen. Die Reifenanzahl im Verhältnis zu den (hier sehr wenigen) Mitarbeitern war natürlich eine ganz andere als bei der "althergebrachten" Fertigung und so wurde natürlich auch die Problematik des dadurch einhergehenden Stellenabbaus angesprochen. Hier muss man leider ganz klar sehen, dass entweder relativ wenige Menschen hier vor Ort mit den Robotern zusammen arbeiten oder aber die konventionelle Produktion früher oder später ganz im billigen Ausland verschwindet, wie es teilweise bei der Konkurrenz schon passiert ist.

Besonders ist auch, dass einige Reifentypen sowohl konventionell als auch durch robotorhilfe gefertigt werden, auf identischem Qualitätsniveau! Daher gibt es auch keine Bestrebungen auf die konventionelle Fertigung zu verzichten. Immerhin. :-)
Wir Eingeweihten wissen allerdings, wie wir die unterschiedlichen Produktionensarten am fertigen Reifen sehen können. ;-)

Ganz zum Schluss im Lagerbereich der neuen Reifen wurden noch ganz allgemeine Fragen angesprochen, warum einige Reifen diese kleinen Gummi-Stehpinnchen haben und andere nicht, warum es von dem Reifen die Dimension gibt und vom nächsten nicht usw.
Kurzum: Eigentlich alle Fragen waren abschließend geklärt.
Inzwischen war es auch schon 17 Uhr geworden und wir verließen das Werk, verabschiedeten und machten uns auf den Heimweg.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die beiden tollen Tage, besonders an unsere "Betreuer" Ariane, Julia und Lucas. War von vorne bis hinten tipptopp!

Auf dem Heimweg passierte dann eigentlich bis auf halber Strecke zwischen Kassel und Paderborn auf der A44 nichts... dann leuchtete Das Öldruck-Warnlicht am Polo auf. Scheiße....
21 Uhr, stockfinster und bei Regen rollte ich noch rund 1km, bis ich den Wagen dann doch auf dem Standstreifen abstellte.
Bei der Lampe bin ich nämlich gewarnt, hatte doch mein Ex-Mitbewohner vor Jahren eben diese Lampe bei einem geliehenen (!) Wagen ignoriert bis der Motorschaden da war.
Also flott den ADAC angerufen und mit Schirm in der Hand einige Meter die Böschung herauf geschlagen um dort zu warten. Im Wagen war es zweifelsohne kuscheliger, aber das war mir doch viel zu heikel...
Nach rund 20min fuhr dann ein Polizeiwagen auf der Gegenfahrbahn mit Blaulicht vorbei und rund 5min später kam dieser dann auf meiner Spur an. Ich hatte schon die Befürchtung, dass der erstmal anhält und nach meinem Warndreick fragt, welches nicht aufgestellt war. Ich muss gestehen, ich hatte keins dabei! Merkt man natürlich erst, wenn man es braucht.
Aber nein, die Rennleitung sauste an mir vorbei. Wenige Minuten später das gleiche Spiel mit einem Rettungswagen: Erst Gegenfahrbahn, dann auf meiner Spur. Dieser hielt zu meiner Überraschung aber an. Der ausgestiegene Fahrer fragte mich auch gleich, ob ich sie gerufen hätte und ob das hier der Unfall wäre. Beides verneinte ich und schon waren sie auch wieder weg. Also gab es offensichtlich ein Stück weiter Richtung Dortmund einen Unfall.
So wurde zumindest die Wartezeit etwas kurzweiliger und es dauerte auch nicht mehr lange, bis ein Abschleppwagen erschien. Prima, nicht erst ein kleiner Wagen der dann eh nichts machen kann.
Der "gelbe Engel" schaute erstmal nach dem Ölstand (genug da) und laß mit einem elektronischem Checkgerät den Fehlerspeicher aus. Nichts.
Kurzer Rückruf mit seiner Werkstatt, da ist wohl der Öldruckschalter oder die Ölpumpe defekt. kann man nun nix machen. Also den kleinen Roten auf den Abschlepper laden. Währenddessen hatte sich schon ein feiner Stau in Folge des Unfalls gebildet und als der Wagen verladen war, standen wir mit dem Abschlepper mitten drin.
Einfach das gelbe Warnlicht anmachen und am Stau vorbei zu fahren gibt's leider nicht, da wir nix mit dem Unfall zu tun haben, also auch warten.
Leider nur rund 5min, dann klingelte das Telefon und das schon Befürchtete trat ein. Der Abschlepper wurde zum Unfall gerufen und Autobahnunfälle haben leider absolute Priorität. Nunja, jetzt kam das Gelblicht doch noch zum Einsatz. Für mich leider nur rund 1km weit, dort auf dem Parkplatz wurde mein Polo nämlich wieder abgeladen. :-(
Noch mal beim ADAC Bescheid sagen müsse ich nicht, mein Fahrer wollte einem Kollegen schicken, aber das könne wohl etwas dauern.
So stand ich also wieder, bzw. saß dieses mal zumindest im Wagen. Nur langsam wurde es doch recht frisch, draussen hatte es noch etwa 7°C und im Auto war es wohl nur unwesentlich wärmer. Wie schön, dass ich nur einen Pulli dabei hatte. Für die Zukunft merken...
Nach knapp 2h rief ich dann doch noch einmal beim ADAC an, der Typ fand interessanterweise gar nichts von mir im Rechner. Sollte mir auch egal sein, er wollte einen neuen "Fall" anlegen.
Kaum 10min später kam dann doch der nächste Abschlepper (übrigens über den Weg des Kollegen, nicht des erneuten ADAC-Anrufs).
Der Fahrer tat mir schon etwas Leid, eigentlich hatte er schon Feierabend und musste mich nun noch heim nach Bielefeld bringen und natürlich die Strecke auch noch zurück fahren.
So kam ich ziemlich müde und schlapp gegen 1:30 Uhr zuhause an.

Alles Fotos des Tages gibt es übrigens *hier*.

Der eigentliche "Spaß" mit dem Auto sollte damit aber erst beginnen, aber das ist dann eine andere Geschichte...

2 Kommentare:

  1. So schlimm hat es doch auf der Anreise doch gar nicht geregnet. Mein Luxusweibchen und ich hatten kein Aquaplaning.

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  2. Entweder hat Dein Luxusweibchen ziemliche Grobstollen aufgeschnallt oder Du warst in einem anderen Zeitfenster unterwegs... ;-)

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